"Der Fachkräftemangel in Karlsruhe ist immens hoch", sagt Clarissa Simon. Sie leitet den Geschäftsbereich Gesundheit und Pflege bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Karlsruhe. Über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen dort jeden Tag Pflegebedürftige ambulant oder stationär in Altenheimen.
Bedarf von Pflegebedürftigen kann nicht mehr komplett abgedeckt werden
Im ambulanten Bereich reicht das aber nicht aus, um den Pflegebedarf zu decken. Dieses Problem hat auch Kai Käßhöfer, Geschäftsführer bei der Evangelischen Sozialstation. Sein Pflegedienst versorgt im Stadt- und Landkreis Karlsruhe pro Tag etwa 750 Personen ausschließlich ambulant. In Einzelfällen könne man nicht alle Wünsche der Pflegebedürftigen abdecken, sagt er.
"Die Folge ist, dass wir immer schlechter und immer weniger pflegen können."
Im stationären Bereich kennt Simon Einrichtungen, die Wohnbereiche wegen Personalmangels teilweise nicht mehr belegen können. Menschen, die auf der Suche nach einem Pflegeplatz sind, müssen dort abgewiesen werden. Bei der AWO in Karlsruhe bestehe dieses Problem aktuell noch nicht. Aber: Wenn die Entwicklung so fortschreitet, werde man das leider tun müssen.
Mehr Pflegefachkräfte aus dem Ausland und weniger Wochenarbeitszeit?
Simon und Käßhöfer kommen gemeinsam auf die Schätzung, dass allein in Karlsruhe aktuell 500-600 Pflegefachkräfte fehlen. Bei einem Teil davon handelt es sich um Stellen, die schon konkret ausgeschrieben sind, so Käßhöfer. Dazu kämen noch fehlende Pflegehilfskräfte, die zwar eine kürzere Ausbildung absolvieren, aber ebenso gebraucht würden.
Beide Experten setzen verstärkt auf ausländische Fachkräfte, um die Lücke zu schließen. Dazu mehr Investitionen in die Ausbildung und weniger Arbeitsstunden für vollzeitbeschäftige Pflegerinnen und Pfleger.

"Vielleicht muss auch mal die Frage gestellt sein, ob eine Vollzeitkraft in der Pflege statt einer 39-Stunden-Woche, eine 32-Stunden-Woche hat."
Eine kürzere Wochenarbeitszeit könne eine Kompensation dafür sein, dass Pflegekräfte beispielsweise an Feiertagen immer da sein müssten, so Käßhöfer.
Kommunale Pflegekonferenz will stärkere Vernetzung der Akteure in der Pflege
Die meisten Betroffenen sind sich einig: Nur zusammen kann die schwierige Lage verbessert werden. Das Motto der kommunalen Pflegekonferenz des Landkreises Karlsruhe am Mittwoch in Hambrücken lautete "Zusammen pflegt man weniger allein."

Neben Pflegediensten waren auch Lokalpolitiker, Vertreter der Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und andere Akteure anwesend. Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) lobte zwar die "gute Pflegeinfrastruktur im Landkreis Karlsruhe" gab aber auch zu, dass sich das Fachkräfteproblem nicht von heute auf morgen lösen lässt.