Vom Handy-Akku bis zur Batterie im E-Auto: Überall steckt Lithium drin. Dem Metall kommt deshalb eine Schlüsselrolle bei der Energiewende zu. Bisher wurde es aber unter fragwürdigen Bedingungen in Ländern wie Chile, China oder Argentinien abgebaut und weiterverarbeitet – und das nicht wirklich umweltfreundlich.
Bisher schlechte Öko-Bilanz von Lithium
Das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energie will dieses Problem mit Lithium aus dem Oberrheingraben lösen. Es klingt traumhaft und einfach: heißes Wasser aus der Tiefe pumpen, Lithium abtrennen und für die Herstellung von Batterien für die Elektromobilität verwenden. Nebenher erzeugt man mit dem heißen Wasser auch noch Öko-Strom.
Lithium nur Nebenprodukt von Öko-Strom
Denn das Lithium wäre ein Nebenprodukt der Geothermie: ein Verfahren zur Energiegewinnung aus Erdwärme. Bisher wird Lithium am Oberrhein nur in geringen Mengen gefördert. Bald aber soll von hier das Lithium für ganz Deutschland kommen – so zumindest der Wunsch.
Fabian Nitschke, Tobias Kluge und Valentin Goldberg, alle drei Geowissenschaftler am Karlsruher Institut für Technik (KIT), haben ein Jahr lang untersucht, ob das möglich ist. Die Antwort: Ja! Aber so schnell geht es laut Valentin Goldberg nicht. Er denke eher langfristig, sagte er dem SWR.
Viel weniger Lithium als gedacht
Auch sollen nur etwa zwei bis 13 Prozent des Jahresbedarfs in Deutschland gedeckt werden können, so der Forscher weiter. Außerdem sei das alles schwer abzuschätzen. Denn es gebe noch einige offene Fragen und Probleme bei dem Herstellungsprozess. Ablagerungen aus dem Wasser könnten beispielsweise die Anlagen beschädigen.
Ist die Goldgräberstimmung am Oberrhein also bald vorbei? Das Unternehmen Vulcan Energie in Karlsruhe besitzt bisher ein paar Versuchsanlagen. Trotzdem hält Vulcan Energie an dem Plan fest, bis 2025 nicht nur einen Bruchteil, sondern den kompletten Lithium-Bedarf in Deutschland zu decken.

Wer hat Recht? KIT oder Vulcan Energie?
Widersprechen sich die Ergebnisse des KIT und von Vulcan? Horst Kreuter, Vorstandsmitglied von Vulcan Energie, meint, dass sich die Studien gegenseitig ergänzen.
Er weiß auch, wie es zu so unterschiedlichen Ergebnissen in den Berechnungen kommt: Das KIT beziehe sich nur auf wissenschaftliche Arbeiten. In der Industrie gebe es aber schon neuere Entwicklungen, die in der Wissenschaft noch nicht angekommen seien, erklärte er im Interview mit dem SWR.
"Das KIT - in seiner Analyse - bezieht sich nur auf wissenschaftliche Arbeiten. Und da sind die neuesten Entwicklungen noch nicht angekommen."
Auch bei weniger Lithium: Vulcan Energie mache trotzdem Geld
Aber selbst wenn es am Oberrhein doch weniger Lithium als gedacht gibt, macht sich Horst Kreuter keine Sorgen. Dann bliebe immer noch die Energiegewinnung aus Geothermie, um Geld zu verdienen.
In einem Punkt sind sich das KIT und Vulcan Energie also einig: Lithium kann am Oberrhein gefördert werden. Nur wie viel und wann, da gehen die Vorhersagen weit auseinander. Wer Recht hat, wird sich erst noch zeigen müssen.