Die badische Flagge (Foto: IMAGO, IMAGO / Frank Sorge)

Landesvereinigung Baden in Europa sieht Württemberg bevorzugt

Karlsruher Verein fordert Badenerquote

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AUTOR/IN
Tobias Zapp

Eine Badenerquote von 45 Prozent in der baden-württembergischen Landesregierung - das fordert der Verein Landesvereinigung Baden in Europa. Ist das zeitgemäß? Ein Kommentar.

"Das schönste Land in Deutschlands Gau'n, das ist mein Badener Land." So heißt es schon im Badnerlied, quasi der Nationalhymne Badens. Und bei der Landesvereinigung Baden in Europa findet man das gelobte Land sogar so schön, dass man noch immer nur allzu gerne in Baden und Württemberg denkt. Und so ist der Verein schon seit Jahrzehnten auf der Suche nach Ungerechtigkeiten gegenüber dem badischen Volke. Drahtzieher soll die schwäbische Spätzlezentrale in Stuttgart sein.

Steuergelder landen im Maultaschensektor

Schaut man sich die aktuellen Veröffentlichungen der Landesvereinigung Baden in Europa an, sind die vom württembergischen Unterdrückungsstaat in Baden herbeigeführten Missstände offenbar nicht mehr von der Hand zu weisen. Steuereinnahmen fließen, statt in die hiesigen Finanzämter, geradewegs nach Stuttgart. Und auch Fördergelder landen zu großen Teilen im Maultaschensektor. Den Grund dafür will der Verein gefunden haben.

Landesregierung badisch unterbesetzt

Er soll direkt in der Landesregierung in Stuttgart liegen. 92 der 154 Abgeordneten sollen aus Württemberg kommen oder dem Schwabenland zumindest verbunden sein. Dem gegenüber stehen 62 badische Abgeordnete. Bei den Ministerposten und in den Ministerien soll das Ungleichgewicht noch größer sein. Deshalb fordert der Verein eine Badenerquote: 45 Prozent der Stellen sollen von Personen aus Baden besetzt werden.

Schwammige Berechnungen

Die Grundlagen für diese "Berechnungen" sind dabei im besten Fall schwammig. Mal definieren die aktuellen Regierungsbezirke den badischen Bereich, mal greift man auf die Grenzen des früheren badischen Hoheitsgebiets zurück. Je nachdem, wie es gerade passt. Und auch die Erkenntnis, dass nur mehr Badener in der Landesregierung für Gerechtigkeit sorgen könnten, ist ein Trugschluss.

Denn wenn das Problem wirklich darin liegt, dass "Württemberger" finanzielle Mittel nur in die eigene Heimat verteilen, sorgt eine "Badenerquote" maximal dafür, dass ein ungerechter Entscheidungsprozess gerechter aufgeteilt wird.

Unwichtig macht das die Arbeit der Landesvereinigung Baden in Europa aber nicht. Denn es kann nie schaden, wenn Bürger der Politik auf die Finger schauen und Ungerechtigkeiten aufdecken. Nur sollte man die Frage der Ungerechtigkeit eben nicht mehr an alten Hoheitsgebieten festmachen.

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Tobias Zapp