Werner Kunz aus dem Ortsteil Zeutern in Ubstadt-Weiher (Kreis Karlsruhe) ist mit 65 Jahren fast am Ende seiner beruflichen Laufbahn angekommen. Er könnte jetzt sagen: Das geht mich alles nichts mehr an, sollen die Jungen doch sehen, wie sie klarkommen. Aber so denken Bauern nicht. Auch wenn sein Sohn ab Juli die Verantwortung auf dem Hof übernimmt, hat der langjährige Bauernverbandsvorsitzende natürlich schon die übernächste Ernte im Kopf.
Kunstdünger ist vier Mal so teuer wie vor einem Jahr
Und genau da beginnen die Probleme: Der Dieselpreis hat sich verdoppelt, wird er womöglich noch weiter steigen? Der Preis für Kunstdünger hat sich sogar vervierfacht. Wie werden sich hier der Markt und die Preise entwickeln, fragt Werner Kunz besorgt.
Ein Gasembargo würde die Weizenernte treffen
Denn der größte Stickstoffdüngerproduzent heißt Russland. Und selbst wenn mehr in Westeuropa produziert würde, wäre die Produktion doch wieder vom russischen Gas abhängig. Was also, wenn der Hahn zugedreht wird? Der Krieg verhagelt den Ackerbauern und den Viehzüchtern gleichermaßen das Geschäft und die Ernte.
Der Damianushof in Zeutern ist gesund und schafft die gestiegenen finanziellen Belastungen gerade noch. Aber ganz wohl ist Werner Kunz dabei auch nicht. Denn die ebenfalls um rund hundert Prozent gestiegenen Getreidepreise reichen nicht aus, um die Preissteigerungen auszugleichen. Andere Landwirte, sagt Werner Kunz, könnten ganz schön in Bedrängnis geraten.
Bei Ernteausfällen drohen Hungersnöte in Afrika
Was, wenn die Weizenernte im nächsten Jahr nicht gut wird, fragt der langjährige Bauernverbandsvorsitzende aus dem Landkreis Karlsruhe. Eine große Trockenheit wie vor 20 Jahren könnte die Erntemenge gefährlich schrumpfen lassen. Und wenn nicht genügend Kunstdünger da ist, dann kann auch nicht genügend Brotgetreide produziert werden. Eine Hungersnot in Deutschland schließt Kunz aus. Aber die Überschüsse, die zum Beispiel aus Deutschland nach Afrika gehen, die würden schmerzlich fehlen und vielleicht dort zu Hungersnöten führen.
Der Umsatz in manchen Hofläden ist um ein Drittel eingebrochen
Was die Landwirte bräuchten, das wäre Sicherheit, sagt auch Jungbauer Alexander Kern aus Bretten-Diedelsheim. Der 32-Jährige betreibt gemeinsam mit seinem Vater Ackerbau und hält Mastvieh für die eigene Hofmetzgerei. Sein Problem: die Umsätze im Hofladen in Diedelsheim sind um ein Drittel eingebrochen.

"Die Leute erleben die Preissteigerungen und machen sich Sorgen. Sie kommen zwar noch, aber sie kaufen weniger ein."
Um wenigstens ein bisschen Planungssicherheit zu haben, hat Alexander Kern in den sauren Apfel gebissen und trotz der hohen Preise jetzt schon Kunstdünger eingekauft. Gleichzeitig hat er bereits Kontrakte mit einer Mühle für das kommende Jahr abgeschlossen. Für eine Ernte, die er noch nicht einmal ausgesät hat. So etwas hat Alexander Kern noch nie getan und es bereitet ihm Unbehagen.
Appell an den Bundeslandwirtschaftsminister
Die beiden Kraichgaulandwirte hoffen wie alle anderen auch auf ein schnelles Kriegsende. Wichtig wäre, merkt Bauer Kunz noch an, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in solchen Zeiten auch die Verdienste der konventionellen Landwirtschaft ein bisschen mehr anerkennt. Denn ohne sie sei der drohende Weizenengpass im kommenden Jahr kaum zu bewältigen.