Kommunen und Kreise suchen dringend Fachkräfte (Foto: SWR)

Akuter Fachkräftemangel auch im öffentlichen Dienst

Pforzheim und Enzkreis werben um Mitarbeiter

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Peter Lauber
Ein Bild von Peter Lauber (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Mitarbeiter dringend gesucht! Nicht nur in Handwerk und Industrie sind Fachkräfte Mangelware. Auch Kommunen und Landkreise schaffen es kaum noch, frei werdende Stellen wieder zu besetzen.

Krisensicherer Job, Beamtengehalt, ordentliche Pension - früher waren das mal Anreize genug für eine Arbeit im öffentlichen Dienst. Doch diese Zeiten sind vorbei. Kaum eine Kommune, kaum ein Landkreis, der nicht verzweifelt nach Mitarbeitern sucht. Auch Quereinsteiger werden inzwischen mit Kusshand genommen.

Auf dem Arbeitsmarkt hat längst ein Hauen und Stechen um die wenigen verfügbaren Fachkräfte begonnen – und auch Städte und Kreise müssen sich immer mehr einfallen lassen, um noch gute Leute zu bekommen.

380 Stellen in Pforzheim unbesetzt

Zehn bis 15 Stellenanzeigen würden am Samstag wieder in den regionalen Zeitungen erschienen, wie beinahe jede Woche, sagt Stefan Hauswirth, Personalchef im Rathaus von Pforzheim. Fast 380 Stellen seien derzeit unbesetzt.

Gesucht werden Erzieherinnen, Sozialarbeiter, Verwaltungsfachleute, Bauingenieure - Mitarbeiter für so gut wie jedes städtische Amt, von der Aushilfskraft bis zum Hochschulabsolventen. Jede fünfte Stellenausschreibung bleibe erfolglos, so die bisherige Erfahrung.

"Auch für Führungspositionen tun wir uns inzwischen extrem schwer, Menschen zu finden, die diese wertvolle Arbeit bei uns machen.“

Kommunen und Kreise suchen dringend Fachkräfte (Foto: SWR)
Pforzheims Personalchef Stefan Hauswirth schenkt allen Mitarbeitern eine Trinkflasche

Psychischer Druck auf Mitarbeiter im Enzkreis steigt

Nicht viel besser sieht es im Enzkreis aus. Vor allem im IT-Bereich, sagt Personalleiterin Evelyn Foerster, stehe man in großer Konkurrenz zur freien Wirtschaft, mit deren Gehältern man nicht konkurrieren könne. Die akute Personalnot überall spürten die Bürger an längeren Bearbeitungszeiten und die Mitarbeiter an immer mehr Überstunden. Das Gefühl, Aufgaben nicht mehr so erledigen zu können, wie man sollte, erzeuge zudem psychischen Druck.

"Wenn eine Kundin fünfmal anruft: Warum ist mein Antrag denn noch nicht bearbeitet? Das belastet die Kolleginnen und Kollegen auch psychisch.“

Hier und da mussten schon Angebote oder Öffnungszeiten eingeschränkt werden, sagt Stephan Hauswirth, wie etwa bei den Schwimmbädern, weil Bademeister fehlen. Da sich keine Entspannung abzeichne, werde man wohl nicht umhin kommen, nicht unbedingt notwendige Aufgaben einfach mal zu lassen.

Lockangebote von kostenlosem Deutschland-Ticket bis zum Sabbatjahr

Der chronische Personalmangel hat viele Gründe: Die Babyboomer gehen in Rente, Kommunen bekommen immer neue Aufgaben, der Ausbau der Kinderbetreuung, die Flüchtlingsproblematik und so weiter. Was also tun?

Trommeln, so laut es nur geht, sagt Evelyn Foerster. Und mit allen nur denkbaren Verzügen und Begünstigungen das Arbeiten im Enzkreis so attraktiv wie möglich machen. So wirbt das Landratsamt mit einer ganzen Reihe sozialer Leistungen wie der Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, einer eigenen Kantine bis hin zu Dienstfahrrädern und einem möglichen Sabbatjahr.

Fachkräftemangel auch im Enzkreis (Foto: SWR)
Personalnot erzeugt auch psychischen Druck, sagt Evelyn Foerster, Personalchefin im Enzkreis

Brezelrunden mit dem Oberbürgermeister für ein gutes Betriebsklima

Die Summe vieler kleiner Maßnahmen sei es, die den Unterschied mache, meint auch Stephan Hauswirth. So will man dort das neue Deutschland-Ticket allen Mitarbeitern kostenlos anbieten. Auch Betriebsausflüge und regelmäßige Brezelrunden in lockerer Atmosphäre mit dem OB gibt es. Und: Neue Mitarbeiter bekommen als Begrüßungsgeschenk eine Trinkflasche mit dem Pforzheim-Logo. Kleine Gesten, um Wertschätzung und Anerkennung auszudrücken, sagt Hauswirth.

"Es muss uns noch besser gelingen, den Menschen zu zeigen, dass man bei uns äußerst sinnstiftenden Tätigkeiten nachgeht.“

Doch vor allem, meint der Personalchef, müsse man wieder deutlicher kommunizieren, was Arbeiten im öffentlichen Dienst eigentlich bedeute: Ich tue etwas Gutes für den Klimaschutz, für Zusammenhalt, für Demokratie, für sozial Schwächere. Hier unterscheide sich die Arbeit bei der Stadt deutlich von der Wirtschaft. Mit solchen Themen, so Hauswirth, müsse Pforzheim noch offensiver werben.

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