Die Geschichte der Dominikanerinnen des Klosters Neusatzeck bei Bühl im Landkreis Rastatt ging im Sommer 2021 zu Ende. Die Schwestern zogen aus, der Klosterbetrieb wurde geschlossen. Der Grund: Die Ordensschwestern waren schon sehr alt und es waren keine Nachfolgerinnen in Sicht.
Jetzt versucht eine Bürgerinitiative im Rahmen einer privaten Genossenschaft, das Kloster als einen Ort der Stille und als nicht kirchliche Gemeinschaft weiterzuführen. Die Kloster-Oase - so nennt sich die Genossenschaft - will Menschen im Kloster Neusatzeck neue Lebensformen anbieten. Das Motto: Spiritualität ja, aber nicht im rein religiösen Sinne.
Kloster-Oase: Wohnen, Seminare, Praxen und Landwirtschaft
Die Idee der Kloster-Oase ist, dass sich Interessierte aus Idealismus finanziell am Projekt beteiligen können. Es ist aber auch möglich, dauerhaft dort zu wohnen und aktiv in der Gemeinschaft zu leben, so der Yoga-Lehrer und Genossenschaftsmitgründer Joachim Bär. Die Nutzung der Räumlichkeiten ist sehr breit angelegt. Neben Yoga-Unterricht, könnte es auch Selbstverteidigungskurse oder Gymnastikstunden geben. Auch die Vermietung der Räume im Rahmen von Firmen-Seminaren sei möglich. Die Genossenschaft ist offen für Vorschläge aller Art. Allerdings müssten sie natürlich in das ganzheitliche Konzept der Kloster-Oase passen, so Joachim Bär.
Kaufpreis für das Kloster Neusatzeck: drei Millionen Euro
Notariell ist laut Genossenschaft alles schon unter Dach und Fach - und auch die Klosterschwestern haben ihren Segen gegeben. Jetzt fehlt noch das Kapital. 600.000 Euro sind schon da, noch einmal doppelt so viel wird aber bis zum Winter benötigt. Erst dann steht die Finanzierung des Konzepts.
Rund drei Millionen Euro kostet allein das Gebäude. Verhandlungen mit Banken laufen zur Zeit. Im Augenblick sind es etwa 100 Investoren, die Genossenschaftsanteile gezeichnet haben. Im Schnitt also pro Person etwa 6.000 Euro. Im Kloster sollen sich die Mitglieder der Genossenschaft auch ehrenamtlich mit einbringen. Kleinere Reparaturen oder Sanierungen würden so günstiger.
Geld soll im Kloster später vor allem durch Vermietung von Wohn-, Geschäfts- und Praxisräumen, aber auch durch Gäste und Seminarangebote eingespielt werden. Auch eine eigene Landwirtschaft und Gastronomie sind angedacht.
Knackpunkt: Betriebskosten von rund 25.000 Euro pro Monat
Die Genossenschaft Kloster-Oase hat Glück. Einige Jahre vor dem Verkauf hat die Erzdiözese Freiburg noch kräftig in das Gebäude investiert, weil man damals davon ausging, das Kloster weiter zu betreiben. Rund zehn Millionen Euro damals sollen in das Gebäude geflossen sein. Die Zimmer und Badezimmer sind in neuwertigem Zustand. Auch die Säle im Haus sind im Bestzustand.
Auf der anderen Seite stehen aber bei einem so großen Gebäude monatliche Betriebskosten von rund 25.000 Euro. Die sollen aus dem laufenden Betrieb finanziert werden. Der dickste Brocken: Auch eine neue Heizung wird benötigt. Die Kloster-Oase lädt derzeit zu Besichtigungen des 1860 gegründeten Kloster-Komplexes ein und wirbt so um weitere Investoren.
Stadt Bühl beobachtet Kloster-Projekt mit Interesse
Die Gründungsmitglieder der Genossenschaft sind allesamt Idealisten. Geld verdienen wollen und werden sie mit dem Projekt nicht. Es geht ihnen vielmehr darum, der Gesellschaft etwas zu geben. Vielleicht könnte daraus sogar eine Blaupause für neue Lebensformen werden, sagt Joachim Bär von der Kloster-Oase.
Ob der Traum von der Kloster-Oase Wirklichkeit wird, entscheidet sich in den kommenden Monaten - falls genügend Kapital zur Verfügung steht. Die Stadt Bühl, so war auf SWR-Anfrage zu hören, verfolgt das Projekt mit Interesse. Oberbürgermeister Hubert Schnurr werde sich aber erst intensiv mit den Plänen befassen, wenn alle Signale auf Grün stehen.