Ruhig und konzentriert sitzt Robert an seinem Schreibtisch im Kinderzimmer. Mit einer Pinzette verziert er ein Wolfsbild mit Glitzersteinen. Beim sogenannten Diamond-Painting kann Robert abschalten, seinen Alltag hinter sich lassen: "Weil das beruhigt und man einfach weg von dem kommt, was um einen herum ist", sagt der 12-Jährige.

Ein seltener Gen-Defekt fördert Krebswachstum
Robert leidet unter einem seltenen Gen-Defekt, dem sogenannten PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom. Das Tückische: Es begünstigt, dass er immer wieder in seinem Leben Krebs bekommen kann. Erst vor zwei Jahren wurde bei ihm Schilddrüsen-Krebs festgestellt. Eine Diagnose, die Ängste bei dem Jungen auslösten:
"Ich war erstmal geschockt, ganz hibbelig, als ich gehört hatte, ich muss operiert werden".
Sein Hals wurde bei einer Operation aufgeschnitten, die Narbe ist heute noch immer zu sehen. Ein Merkmal, das auffällt - deshalb wurde er immer wieder in der Schule gemobbt: "Ich hab mich dran gewöhnt", sagt Robert. Er hat eine Botschaft für andere Kinder, die aufgrund ihrer Krebserkrankung ähnliches durchleben:
"Macht weiter, macht das, was ihr für richtig haltet und denkt nicht dran, wenn euch andere Leute ärgern."
Viele Arztbesuche sind notwendig
Seit der Diagnose Schilddrüsenkrebs muss Robert oft zum Arzt: "Alle zwei bis drei Wochen", sagt seine Mutter Hiltrud Wollhöwer, unter anderem in Heidelberg am Universitätsklinikum mit spezieller Fachrichtung. "Das ganze Leben hat sich verändert. Wenn es das eigene Kind ist, dann ist so eine Hilflosigkeit und Angst da – Sie wissen nicht, ob Ihr Kind das überlebt."
"Robert ist ein Kämpfer!"
Wie Robert selbst mit der Situation umgeht, erstaunt seine Eltern. "Er hat auch seine schwachen Momente, in denen er weint, aber dann steht er wieder auf, das gibt auch uns viel Kraft", sagt sie. Sie selbst versuchen als Familie nicht immer an die Krankheit zu denken und sie in den Mittelpunkt zu stellen, sondern viel zu lachen.
"Wir schöpfen Hoffnung, in dem wir an ein Wunder glauben."
Unglücklicher Zufall: Auch Vater und Mutter haben Krebs
Roberts Eltern haben selbst Krebs. Der Vater Hautkrebs, die Mutter Darmkrebs. Das nun auch Robert Krebs hat "ist Pech", sagt Hiltrud, medizinisch lasse sich das nicht anders ableiten und sei Zufall. Der Einzige, der keinen Krebs hat, ist ihr zweiter Sohn.
"Es ist wichtig, dass Eltern über ihre Situation reden", sagt Vater Michael Wollhöwer. "Der Krebs ist nur die Grundkrankheit." Sie bringe aber Existenzängste und vieles mehr mit. Indem man darüber redet, werden auch Ängste genommen, sagt er.

"Es nervt, wenn andere über Krebs reden."
Robert lebt jeden Tag mit der Gefahr, dass in seinem Körper wegen seines Gen-Defekts ein neuer Krebs heranwächst. Darüber scheint er sich aber wenig Sorgen zu machen, denn der 12-Jährige will nur eins: Ein ganz normales Leben führen.
"Eigentlich denke ich über den Krebs nicht nach."
Das Schlimme sei, dass die anderen darüber reden würden – er selbst fühle sich wie ein normaler Junge. Ein Junge, der Träume hat. Er will irgendwann mal Autos designen – vielleicht funkeln auf seinen Zeichnungen in Zukunft auch Glitzersteine.