"Im Leben hätte nicht gedacht, dass wegen Krieg in Europa bei uns in Hundsbach die letzte Verbindung zu Außenwelt gekappt ist", sagt Heike Kreuzinger. Sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und lebt mit ihrem Mann in Hundsbach im Landkreis Rastatt. "Das ist beängstigend, man ist direkt über Nacht selbst betroffen", sagt sie. Ein Großteil von Hundsbach ist von der Außenwelt abgeschnitten.
Bundesregierung vermutet Zusammenhang mit Ukraine-Krieg
Unmittelbar seit Kriegsbeginn in der Ukraine ist die Verbindung zum Satelliten gestört, nichts blinkt mehr an den Routern. Europaweit sind tausende Kunden davon betroffen, die über verschiedene Anbieter auf den Satelliten KA-SAT zugreifen. Laut einem Spiegel-Bericht vermutet auch die Bundesregierung einen Zusammenhang zwischen dem Hackerangriff eines Satelliten-Internetanbieters und dem Ukrainekrieg.
Bernd Kreuzinger ist verärgert über die Informationspolitik seines Anbieters skyDSL. "Man bekommt keinerlei Informationen, wir wissen nicht wie es weiter geht", sagt der IT-Spezialist. In einer E-Mail schreibt der Anbieter lediglich, dass auf Grund "geopolitischer Ereignisse" und einem hohen Anrufaufkommen, die Betreuung eingeschränkt ist. "Ich stelle einfach fest, wir sind hier nicht weit weg von der Aggression und sie gefährdet unsere Infrastruktur", sagt Kreuzinger.
"Der Krieg ist näher als man denkt."

"Krieg schlimmer, als Internetausfall in Hundsbach"
Um überhaupt mit der Außenwelt zu kommunizieren, nutzen er und seine Frau eine kleine Bank oberhalb des Hauses. Dort gibt es etwas Handyempfang, der seit Jahren schon in Hundsbach nicht gut ist. "Für uns ist die Bank die einzige Möglichkeit nach außen hin zu kommunizieren", sagt Heike Kreuzinger. Sie ist sich aber bewusst, dass der Krieg in der Ukraine viel schlimmer ist, als der Internetausfall in Hundsbach. "Dennoch ärgerlich", findet sie.
Den Ausfall des Internetsatelliten bekommt auch der Betreiber vom Windrad auf der Hornisgrinde zu spüren. Europaweit lassen sich mehrere tausend Windräder des Herstellers Enercon nicht mehr aus der Ferme steuern. "Wir haben das ein paar Tage später festgestellt, als wir keine Verbindung mehr zum Windrad aufbauen konnten", sagt Matthias Griebel.
Internet übers Handy wegen fehlender Netzabdeckung kaum möglich
Dass sein Windrad sich wegen eines mutmaßlichen Hackerangriffs auf einen Internetsatelliten aus der Ferne nicht mehr steuern lässt, damit hätte er nicht gerechnet. Das Windrad produziert weiterhin Strom und läuft autark. Nur wenn das Windrad steht, muss jemand vor Ort den Fehler beheben - das bedeutet mehr Aufwand.
Im Raum steht, dass möglicherweise die Router durch den Hackerangriff sabotiert worden sind, erzähl Matthias Griebl. Diese müssten ausgetauscht werden, seien aber vergriffen. Während andere Windradbetreiber nun auf eine Handyinternetverbindung ausweichen können, "ist das in den exponierten Lagen nicht möglich", sagt Griebel.
Mit dem Auto gehts nach Forbach zum Internet

Eine schlechte Netzabdeckung ist auch der Grund, weshalb Martina Spissinger mit dem Auto vom benachbarten Erbersbronn nach Forbach fahren muss, um mit dem Handy E-Mails abzurufen. Sie betreibt in Erbersbronn einen Campingplatz - ist durch den Satellitenausfall nicht erreichbar. Die ersten Tage könne man noch ohne Internet aushalten, aber dann werde es richtig blöd, sagt sie. "Viele Sachen, die Wichtig sind, werden mit der Post weggeschickt - anders kann man es im Moment nicht machen."
"Man hängt hier wirklich in der Luft."
Sie hofft, dass der Internetempfang über Satellit bald wieder funktioniert. Abhilfe hätte schon längst der Breitbandausbau im Landkreis Rastatt bieten können, sagt sie. Die Leitungen liegen schon in den Häusern. "Nur das Signal fehlt noch", sagt Architekt Rainer Dümpelfeld - er wohnt ein paar Häuser weiter. Auch er nutzt bislang den Internetsatelliten. Für ihn ist die Situation ebenfalls geschäftsschädigend. "Ich würde gerne arbeiten wollen", sagt er. "Aber ich habe kein Internet."
