Die Karlsruher Fidelitashütte im Ötztal (Österreich) soll pünktlich zu ihrem 125. Geburtstag in neuem Gewand erscheinen: Neue Fassade, neue Fenster und Türen, dazu noch eine neue Inneneinrichtung samt neuer Toilette. Was nach einem wenig spektakulären Sommer-Arbeitseinsatz für rund 30 Ehrenamtliche aus Karlsruhe klingt, erfordert auf 2.900 Metern im kargen und verlassenen Gebirge akribische Vorplanung und ist körperlich belastend.
Helikopter fliegt zehn Tonnen Material auf den Berg
"Ich werde noch die ein oder andere schlaflose Nacht vor mir haben", sagt Christian Holzapfel. Er ist für das Projekt und die Planung verantwortlich. Das Herausforderndste für ihn ist der Materialtransport zur Hütte: "Wenn ein Gerät oder ein Bauteil fehlt, dann ist das nachträglich nicht so leicht auf den Berg zubekommen", sagt Holzapfel.

Ein Helikopter fliegt rund zehn Tonnen Material auf den Berg. Darunter ein Dixiklo, Notstrom-Aggregat und Lebensmittel für die ehrenamtlichen Helfer. Zwölf Flüge sind dafür vorgesehen. Nicht nur für den Materialtransport, sondern während des gesamten Projekt gilt: "Wir sind vom Wetter abhängig", sagt Holzapfel.
"Oben am Berg kann es möglicherweise sogar schneien. Jeder Tag Verzug, gefährdet das Projekt."
Unklar ist auch, wie gut die 30 Ehrenamtlichen die Höhe vertragen: "Der Körper braucht eigentlich zwei Wochen, sich daran zu gewöhnen. Aber bis dahin wollen wir schon fertig sein", sagt der Projektleiter. "Dann noch unter körperlicher Anstrengung zu arbeiten und möglicherweise den Druck zu haben, fertig werden zu müssen - das ist ein Abenteuer." Ein Voraustrupp hat wenige Wochen vor dem Start festgestellt, dass mehr zu tun sein wird, als ursprünglich geplant.
125 Jahre Fidelitashütte in den Ötztaler Alpen
Die Fidelitashütte der DAV Sektion Karlsruhe ist auf rund 2.900 Meter die höchste Hütte eines baden-württembergischen Alpenvereins. 1896 wurde sie errichtet und ist seitdem eine Selbstversorgerhütte: Sie wird von Bergsportlern im Gebirge aufgesucht und dient laut Alpenverein als Unterkunft für Notfälle. Dementsprechend ist sie immer geöffnet und einfach eingerichtet.

Karlsruher sanieren mehrere Hütten
Die Sanierung der Fidelitashütte ist notwendig, weil es für die Hütte unter anderem neue Anforderungen gibt und sei Jahrzenten nichts mehr an der Hütte modernisiert wurde. Unmittelbar neben der Fidelitashütte steht eine deutlich größere Hütte: Das Hochwildehaus wurde dort rund 40 Jahre später durch errichtet und ist ebenfalls im Besitz des Karlsruher Alpenvereins. Die Hütte war bis vor wenigen Jahren eine im Sommer bewirtschaftete Alpenvereinshütte. Wegen vermuteter statischer Probleme ist das Haus geschlossen worden. Geologen vermuteten, dass sich der Untergrund aufgrund des Klimawandels verändert hat und es dadurch zu Schäden am Mauerwerk gekommen ist.
"Wir wollen während unseres Arbeitseinsatzes mit Geologen herausfinden, ob das Haus noch zu retten ist."
Sollte das Haus zu retten sein, dann könnte das Hochwildehaus ebenfalls in den kommenden Jahren saniert werden. Und auch die dritte Hütte, die Langtalereckhütte, soll im übernächsten Jahr modernisiert werden. Sie befindet sich einen rund zweistündigen Fußmarsch entfernt und ist beliebtes Ausflugsziel für Tageswanderer und Hüttentouren-Geher. 1,8 Millionen Euro will der Verein hier in den kommenden Jahren investieren. Die Fidelitashütte wird für rund 75.000 Euro komplett in Eigenleistung saniert.

Zurückgehende Gletscher: Neue Perspektiven für Hütten gesucht
Die Karlsruher Fidelitashütte und das Hochwildehaus befinden sich von ihrer Lage am Alpenhauptkamm. Dieser bildet dort seit Jahrtausenden wegen seiner Gletscher eine natürliche Barriere zwischen Österreich und Italien. Bislang war es nur möglich von den Karlsruher Hütten mit Gletscherausrüstung den Kamm zu überqueren. Doch das könnte sich durch den Rückgang der Gletscher ändern.
"Ich vermute, dass es in wenigen Jahren möglich sein wird, ohne Gletscherausrüstung nach Südtirol zu kommen."
Auch das soll während der Hüttensanierungs-Aktion der Karlsruher herausgefunden werden: Wie weit ist der Gletscher gewichen. "Dadurch ergeben sich neue Perspektiven für unsere Hütten", sagt Christian Holzapfel. "Wenn es möglich ist, nur mit Wanderschuhen den Hauptkamm zu überqueren, versprechen wir uns eine neue Attraktivität unserer Hütten. Wobei ich sehr bedaure, dass die Gletscher verschwinden."