Der Andrang war groß am Montagabend in der Karlsruher Schauburg: Kinofans konnten sich ihr persönliches Stück des traditionsreichen Hauses sichern - einen der roten Sessel, die schon 17 Jahre lang bei Filmvorführungen gute Dienste erwiesen hatten. Mit Schraubenschlüssel und Stirnlampen ausgestattet kamen die Besucher teils schon eine Stunde vor der Filmvorführung, um sich ihren Lieblingssitz auszusuchen.
Unter den Kinofans war auch Daniela Burkhardt. Sie geht mehrmals pro Woche in die Schauburg und wohnt nur ein paar Meter vom Filmtheater entfernt. Die junge Frau hat sogar eine Uni-Arbeit über das Kino geschrieben.
"Wenn man sich ein Stückchen dieses schönen Flairs mit nach Hause nehmen kann, zaubert das vielleicht auch dort ein bisschen Kinofeeling."
Schauburg zeigt Filme im 70mm-Format
Bei Filmliebhabern ist die Karlsruher Schauburg seit Jahrzehnten eine beliebte Adresse. Das Kino war 1929 eröffnet worden. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es am selben Ort neu aufgebaut, 1968 dann vollständig renoviert. Die Schauburg erhielt schon mehrfach für ihr Programm Auszeichnungen und besitzt als eines der letzten Kinos in Europa eine gekrümmte Leinwand, auf der Filme im 70mm-Format im Original gezeigt werden können.

Rote Kinosessel für die Küche
Jetzt soll der große Saal in der Schauburg renoviert werden. Daher mussten die Sitze raus. Das Kino veranstaltete deshalb die spezielle Filmvorführung, bei der die Besucher nach dem Film ihren Sitz abschrauben und mitnehmen konnten. Das Event war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Nach dem Ende der Vorstellung trugen einige die Sitze mit den Händen aus dem Saal, andere hatten extra Sackkarren dabei. Auf Fahrrad-Gepäckträgern oder in extra gemieteten Sprintern wurden die Sitze abtransportiert.
Auch Daniela Burkhardt war am Ende erfolgreich. Sie will den Kinositz in ihrer Küche aufbauen. Dort hängt auch eine Leinwand, die ab und zu zum Filme-Schauen heruntergelassen wird. Künftig darf sie sich dabei dann noch ein bisschen mehr wie im Kino fühlen.