Seit Jahren engagieren sich Silke und Daniel Müller aus Bretten mit ihrem Verein "Herzensprojekt Obdachlosenhilfe" für Menschen in Karlsruhe. Dort verteilen sie Essen, Getränke und warme Kleidung an Bedürftige. Immer wieder zogen sie auch nachts mit dem Bollerwagen durch Karlsruhe und entdeckten frierende Menschen. Daraus entstand die Idee für den Kältebus.
Wir haben viele gesehen, die in Hausnischen liegen und sehr gezittert haben.

Mehrwöchige Umbauphase des ehemaligen Linienbusses
Letztes Jahr ersteigerten die Müllers mit ihrem Verein einen alten Linienbus und bauten ihn innerhalb von etwa zehn Wochen größtenteils alleine um. Ein befreundeter Elektriker verlegte den Strom. Im Bus befinden sich nun acht Betten, eine Toilette mit Waschbecken sowie eine Küchenzeile. Hier sollen wohnungslose Menschen sich bei winterlichen Temperaturen aufwärmen und auch übernachten können - ganz ohne Bürokratie.

Ehemaliger Obdachloser froh über dieses Angebot
Andreas Bott, genannt Andi, lebte vier Jahre auf der Straße. Über ein Angebot wie den Kältebus hätte er sich damals sehr gefreut. Seit drei Jahren ist er nun selbst ehrenamtlich bei der Obdachlosenhilfe dabei und lässt sich das Probeliegen im neuen Kältebus nicht entgehen. Er bescheinigt: "Es ist sehr gemütlich." Früher war er im Sicherheitsdienst tätig und möchte sich künftig mit seinen Erfahrungen auch tatkräftig beim Einsatz des Kältebus engagieren.
Wir wären ganz glücklich gewesen, hätten wir damals schon so etwas gehabt.

Kritik am Brettener Obdachlosenbus von Karlsruhes Sozialbürgermeister
"Wir sind mit führend in Deutschland, was eine moderne Obdachlosenpolitik anbelangt", erklärt Karlsruhes Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD) mit hörbarem Stolz. Seit vier Jahrzehnte wisse er von keinem obdachlosen Kältetoten in der Fächerstadt. Er kritisiert, dass sich der Verein aus Bretten nicht im Vorfeld mit der Stadt abgesprochen habe, um den Bedarf zu koordinieren.
Was der Brettener Kältebus macht, halte ich nicht für effizient.
"Die Stadt ist schon gut aufgestellt," sieht auch Silke Müller vom Brettener Verein "Herzensprojekt Obdachlosenhilfe". Jedoch soll ihr Kältebus Anlaufstelle für Wohnungslose sein, die städtischen Hilfsangeboten skeptisch gegenüberstehen. Denn einige haben in Obdachloseneinrichtungen schlechte Erfahrungen gemacht.

Gespräch mit der Stadt Karlsruhe über Stellplatz für den Kältebus
Das Ehepaar Müller beklagt, dass die Stadt Karlsruhe ihr bislang Steine in den Weg gelegt habe und so bisher kein passender Stellplatz gefunden wurde. Den Stellplatz am Badischen Staatstheater finden sie ideal, können hier aber nur für einen Tag bleiben. Testweise können sie jetzt vorerst dienstags und donnerstags vor dem Rathaus West in Karlsruhe stehen, hoffen aber künftig auf einen zentralen Stellplatz.