Auf den Spuren der Markgräfin

"Sibylla Augusta war ihr eigener Chef" - Schlösser Rastatt feiern 350. Geburtstag

Stand

Von Autor/in Susann Bühler

In den Schlössern von Rastatt wird in diesem Jahr der 350. Geburtstag der badischen Markgräfin Sibylla Augusta gefeiert. Zum Jubiläum gibt es zahlreiche Sonderveranstaltungen.

In den Schlössern in Rastatt können sich Besucherinnen und Besucher in den Pfingstferien auf eine Zeitreise begeben. Zum 350. Geburtstag der Markgräfin Sibylla Augusta gibt es im Juni eine Reihe von Sonderführungen, auch speziell für Kinder. Dabei gibt es Einblicke in das Leben und Wirken der Markgräfin.

Schlösser in Rastatt: Spurensuche liefert neue Perspektiven

Sibylla Augusta wurde im Jahr 1675 in Böhmen geboren. Im Jubiläumsjahr 2025 können sich interessierte Besucherinnen und Besucher auf die Spurensuche der Markgräfin begeben und dabei auch Neues erfahren: Denn Sibylla Augusta war nicht nur eine starke und erfolgreiche Regentin, sondern für die damalige Zeit auch eine emanzipierte Frau.

Das Jahr ihres 350. Geburtstags wird mit zahlreichen Sonderveranstaltungen und Themenführungen im Residenzschloss Rastatt und im Schloss Favorite in Rastatt-Förch gefeiert. Auch besondere Orte und Bauwerke, die weniger bekannt sind oder seltener besichtigt werden können wie die Schlosskirche, die Einsiedelner Kapelle oder die Eremitage im Schloss Favorite, öffnen ihre Türen.

Sandra Eberle hat die Führungen zum Jubiläumsjahr Sibylla Augusta in Rastatt konzipiert.
Sandra Eberle hat die Führungen zum Jubiläumsjahr Sibylla Augusta in Rastatt konzipiert.

Sibylla Augusta war erstaunlich modern

Sandra Eberle, Konservatorin bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, ist auf die Geschichte der Region Oberrhein/Schwarzwald spezialisiert. Sie hat die Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr der Markgräfin Sibylla Augusta konzipiert und ist fasziniert von der Persönlichkeit Sibylla Augustas und dem Erbe, das diese gebildete Frau hinterlassen hat. "Im Rahmen ihrer Zeit war Sibylla Augusta eine sehr selbstbewusste und starke Frau", sagt Sandra Eberle.

Zeitgenossen berichteten, Sibylla Augusta war ihr eigener Chef.

Sibylla Augusta vollendete nach dem Tod ihres Mannes, dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, die Inneneinrichtung der Rastatter Residenz und ließ eine barocke Schlosskirche erbauen. Zwanzig Jahre lang war sie hier die unangefochtene Regentin der Markgrafschaft Baden-Baden, weil ihr Sohn noch nicht volljährig war.

Die Staats- und Prunkräume mit ihren Dekorationen und leuchtenden Deckenfresken sind für Besucher im Rahmen von Führungen zugänglich. Die Möbel und das meiste Inventar gingen später zwar verloren, aber das Schloss Rastatt selbst wurde nie zerstört und ist als erste Residenz am Oberrhein original erhalten.

Besucherinnen und Besucher bei einer Sonderführung im Schloss Rastatt
Besucherinnen und Besucher bei einer Sonderführung im Schloss Rastatt

Nicht nur als starke Landesmutter, auch als Bauherrin hat Sibylla Augusta ein reiches Erbe hinterlassen. "Vor allem die Schlosskirche in Rastatt und das Lustschloss Favorite tragen ganz klar die Handschrift der Markgräfin", so Sandra Eberle. Wer die angrenzende Schlosskirche betritt, wird sofort von der beeindruckenden barocken Aura umfangen.

Schlosskirche Rastatt: Reliquien aus menschlichen Skeletten

Alles in der Schlosskirche zeugt von der großen Frömmigkeit Sibylla Augustas. Hinter dem Hochaltar erstrahlt von oben eine sogenannte Wolken-Glorie, dazu umrahmen von innen beleuchtbare Original-Alabaster-Säulen den Altarraum und in Schaukästen lagern kostbare Ganzkörper-Reliquien aus menschlichen Knochen, die Sibylla Augusta aus Rom mitbrachte und kunstvoll mit Edelsteinen verzieren ließ.

Für Sandra Eberle ist vor allem diese Schlosskirche besonders eindrucksvoll, da sie weniger bekannt ist und nur im Rahmen von Führungen donnerstags bis sonntags zu besichtigen ist.

Sibylla Augusta war sehr kreativ. Sie hat ihre eigenen Ideen entwickelt und auch ihren Baumeistern immer sehr genaue Anweisungen gegeben, wie etwas auszusehen hat.

Schloss Favorite: Verspielte Atmosphäre

Schloss Favorite im zehn Kilometer entfernten Rastatt-Förch ließ die Markgräfin nach ihren eigenen Entwürfen erbauen. Das Lustschloss zeugt von ihrem außergewöhnlichen Kunstgeschmack und versprüht einen verspielten Charme. Blau-weiße Fliesen im Delfter Stil zieren die Kamine, ein kostbares Spiegel-Kabinett und alte Eichenböden sind noch original erhalten. Dazu sind eine Schauküche und eine große Sammlung mit Meissener Porzellan zu bewundern.

Kostbare Eichenböden im Spiegelkabinett in Schloss Favorite: Als Regentin hat Sibylla Augusta in den Schlössern Rastatt und Favorite gelebt.
Kostbare Eichenböden im Spiegelkabinett in Schloss Favorite

Rund ums Schloss Favorite lädt ein großer Park zum Entspannen und Verweilen ein. Und wer hungrig und durstig ist, kann im Schlosscafé einkehren und dort leckere hausgemachte Kuchen oder auch Eis genießen. Wer mehr über Sibylla Augusta erfahren will: Im Rahmen des Jubiläumsjahrs gibt es eine Reihe von Sonderführungen zu bestimmten Themen.

Großes Aktionswochenende zum 350. Geburtstag im Herbst

Ende September gibt es ein großes Aktionswochenende zum Thema Kirchen und Kapellen - mit Führungen in der Schlosskirche und der Historischen Bibliothek in Rastatt, in der Eremitag von Schloss Favorite sowie der Schlosskapelle in Ettlingen. Sibylla Augusta hatte ihre letzten Lebensjahre in Ettlingen verbracht.

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