Christiane Kattermann will sich schützen. Die 78 Jahre alte Frau lässt sich bei ihrer Hausärztin in Karlsruhe-Durlach gegen das Corona-Virus impfen - es ist bereits ihre vierte Impfung. Auch wenn sie anfangs noch verunsichert war, ist die Seniorin mittlerweile entschlossen.
"Ich habe Vertrauen zu meiner Ärztin und möchte, dass Corona reduziert wird. Und da muss man was tun."
Hausärztin sieht Corona-Impfpflicht ab 60 skeptisch
So denken längst nicht mehr alle. An guten Tagen hat Ärztin Marianne Difflipp-Eppele schon mal 70 Patienten in ihrer Praxis geimpft, jetzt kann sie die Impfwilligen meist an einer Hand abzählen. Ob eine Corona-Impflicht für Über-60-Jährige neuen Schwung im Kampf gegen das Virus bringen könnte? Die Hausärztin ist davon nicht überzeugt.
"Aus medizinischer Sicht wäre ich dafür, dass sich alle impfen. Aber wir haben so eine Spaltung in der Gesellschaft, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob eine Pflicht eine gute Entscheidung ist."
Für Menschen, die älter als 70 Jahre sind, würde Marianne Difflipp-Eppele eine Impfpflicht aber befürworten, weil diese "massiv gefährdet" seien. Die meisten Patienten, die sich aktuell in ihrer Praxis impfen lassen, bekommen schon ihre vierte Impfung. Diese wird derzeit vom Robert-Koch-Institut für Über-70-Jährige und immungeschwächte Menschen empfohlen.
Wenig Impfstoff im Kühlschrank
Impfstoff bestellt die Hausärztin immer weniger nach. Der Kühlschrank ist fast leer. Zu sehr hat es geschmerzt, wenn die Ärztin Impfstoff wegwerfen musste. "Wenn man sich überlegt, wie wir geübt haben, dass wir immer die sieben Dosen aus den Fläschchen rauskriegen und dass wir ja keine Dosis entsorgen müssen - da hat das Entsorgen schon weh getan. Aber jetzt ist es eher Alltag."

Das sinkende Interesse an einer Corona-Impfung zeigt sich auch in den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Waren es im Januar in der stärksten Woche mehr als 300.000 Impfungen in den Hausarztpraxen im Land, sind es aktuell um die 30.000 Impfungen pro Woche.
BW, Hessen und Bayern bringen Impfpflicht ab 60 ins Spiel
Doch die Situation könnte sich rasch wieder ändern. Schließlich will die Bundesregierung bis Herbst allen Menschen eine vierte Corona-Impfung anbieten. Ob es beim "Angebot" bleibt ist noch offen. Die Länder Baden-Württemberg, Hessen und Bayern hatten am Montag auf einen Neuanlauf im Bundestag für eine Impfpflicht ab 60 Jahren gedrängt. Darüber soll bei der nächsten Gesundheitsministerkonferenz am 22. und 23. Juni in Magdeburg beraten werden.
Landesregierung bereitet sich auf mögliche Welle vor Corona-Impfstrategie im Herbst: Das plant Baden-Württemberg
Mit einem neuen Buchungssystem soll die Nachfrage nach Corona-Impfungen besser gesteuert werden. Es soll einige Vorteile mit sich bringen.