1.400 Liter Heizöl hat Gerhard Maulbetsch aus Pforzheim bestellt. Gerade ist der Tanklastzug vorgefahren. Der 76-jährige Rentner will den Öltank vor dem Winter sicherheitshalber nochmal auffüllen, sagt er und wechselt mit dem Fahrer ein paar launige Sprüche.
Doch die gute Laune trügt. Etwa 1,80 Euro zahlt er heute für den Liter – insgesamt etwa 2.500 Euro. Das Doppelte wie beim Letzten Mal. Das tue weh, meint er. Er hat den Händler deshalb um Zahlungsaufschub bis Anfang November gebeten, damit er nicht ans Ersparte müsse.
Kein Verständnis für Benachteiligung
Auf die Politikerinnen und Politiker ist Maulbetsch derzeit nicht gut zu sprechen. Denen gehe es nur darum, Putin zu bestrafen, meint er. An Verbraucher wie ihn denke niemand. Dass sein Nachbar beim Gaskauf unterstützt wird und er leer ausgehen soll, sieht er nicht ein.
"Die sollen sich ganz schnell was einfallen lassen, sonst gehen mal die Ölverbraucher auf die Straße.“
Mit derlei Ärger und Frust wird der Pforzheimer Heizölhändler Peter Stahl derzeit täglich konfrontiert. Ihm selbst könnte der Ölpreis eigentlich egal sein, seine Gewinnspanne bleibt mehr oder weniger gleich. Andererseits, erzählt er, würden viele Kunden jetzt kleinere Mengen bestellen. Entweder, weil sie auf fallende Preise hoffen oder sich einfach keine größeren Lieferungen leisten könnten.
"Wir haben auch arme Kunden, die ihre Öllieferung nicht mehr bezahlen können. Die holen Heizöl nur noch kanisterweise.“

Sympathie für 50:50-Modell
Auch Jenny Kehlert hat rund 1.500 Liter Heizöl bestellt, auch sie zahlt mit etwa 1,80 Euro doppelt so viel für den Liter wie letztes Mal. Die Preissteigerung komme zur Unzeit, da sie gerade in Elternzeit sei und nichts verdiene:
"Dass ich nichts kriege – ich habe versucht, es zu verstehen. Ich verstehe es aber immer noch nicht.“
Dass der Staat Gaskunden unter die Arme greife – alles schön und gut, sagt die junge Frau. Aber eine ähnliche Hilfe für Ölkunden wäre nur gerecht.
Vernünftige Vorschläge gebe es doch schon längst, meint Gerhard Maulbetsch. Etwa das von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil angeregte Fifty-Fifty-Modell: Der Staat gibt die Hälfte der Differenz zur letzten Ölrechung als Zuschuss. Das wäre doch eine Idee, meint Maulbetsch. „Einfach, dass ich nicht vergessen werde.“