Gräberfeld bei Knittlingen wir untersucht (Foto: Pressestelle, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/ F. Damminger)

Schmuck, Waffen und Werkzeuge gefunden

Über 1.300 Jahre alt: Knittlinger Gräberfeld aus der Merowingerzeit wird untersucht

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AUTOR/IN
Peter Lauber
Mathias Zurawski

Die Archäologische Denkmalpflege des Landes Baden-Württemberg untersucht derzeit ein mehr als 1.300 Jahre altes Gräberfeld bei Knittlingen im Enzkreis. Die Gräber sind 1920 entdeckt worden.

Das Gebiet soll bebaut werden. Deswegen hat die wissenschaftliche Erkundung bereits im August begonnen. Bislang haben die Archäologen 110 Gräber untersucht. Dabei wurden zahlreiche Grabbeigaben wie Schmuck und Waffen entdeckt.

Gegend um Knittlingen schon früh besiedelt

Die fruchtbare Gegend rund um Knittlingen wurde bereits von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter besiedelt. Auf die mittelalterliche Besiedlung deuten die vielen Ortsnamen hin, die auf auf "-ingen" und "-heim" enden. Der Bestattungsplatz wurde bereits 1920 etwas westlich des Knittlinger Stadtzentrums bei Bauarbeiten für eine Schmalspurbahn entdeckt. Weil hier ein Wohngebiet erschlossen werden soll, waren 1984 bei Untersuchungen der archäologischen Denkmalpflege auch nördlich davon Gräber gefunden worden. 

"Hier wurden im Prinzip die ersten Generationen der Knittlinger begraben, ab dem 6. Jahrhundert. Die Frauen mit Schmuck und Tracht, die Männer mit Waffen."

Das Gräberfeld bei Knittlingen (Foto: Pressestelle, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/ F. Damminger)
Das Gräberfeld bei Knittlingen

Reihengräberfeld mit gezimmerten Grabbauten

Die Gräber wurden meistens in mehr oder weniger regelmäßigen Reihen angeordnet. Mitglieder der örtlichen Elite wurden aber auch "außer der Reihe" innerhalb eines kreisförmigen Grabens beerdigt. Das konnte auch in Knittlingen an einem Beispiel nachgewiesen werden. Die Grabbauten reichten von einfachen Erdbestattungen bis hin zu gezimmerten Grabkammern, von denen noch die letzten Holzreste erhalten sind.. Ein Teil der Verstorbenen wurde in Holzsärgen bestattet.

Auch ein vollständiges Pferdeskelett wurde in einem rund 1.500 Jahre alten Grab gefunden. Pferde spielten offenbar ein wichtige Rolle im Leben der Gefolgsleute der Merowinger, dem ältesten fränkischen Königsgeschlecht.

"Im Grund genommen sind wir Kriminalisten. Wir lösen Kriminalfälle!"

Schmuck, Haushaltgeräte und Waffen als Grabbeigaben

Obwohl die Bestattungen vielfach schon im frühen Mittelalter beraubt wurden, konnten aus den Frauen- und Mädchengräbern zahlreiche Schmuckstücke oder Teile davon wie wie Perlenketten, Gewandspangen, Ohr- und Armringe sowie Gürtelgehänge mit Zierscheiben, Messer, Kämme und Amulette geborgen werden. Aus den Gräbern der Männer stammen Teile der Waffenausstattung der damaligen Zeit wie zum Bespiel Schwerter, Lanzen, Schilde und Pfeilspitzen mit den zugehörigen Gürteln. 

"Wir haben im Kraichgau zwar viele Grabfunde, aber ganz wenige so vollständig ausgegrabene Gräberfelder. Hier haben wir das Gesamtbild!"

Die Skelette und die anderen Funde werden geborgen und in das zentrale Fundarchiv nach Rastatt gebracht. Die Grabungen in Knittlingen sollen Ende März abgeschlossen werden.

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Peter Lauber
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