Streik-Marsch vom Karlsruher Festplatz zum Marktpklatz (Foto: SWR, Heiner Kunold)

Zwischen Verschnaufpause und Säbelrasseln

Gewerkschaft ver.di in Karlsruhe bereitet sich auf neue Streiks vor

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Mathias Zurawski
Mathias Zurawski (Foto: SWR)

Die Tarifverhandlung für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind gescheitert. Jetzt soll die Schlichtung helfen. Die Gewerkschaft ver.di in Karlsruhe bereitet sich auf neue Streiks vor.

Die Arbeitgeber haben in der dritten Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst acht Prozent mehr Geld geboten. Die Gewerkschaft ver.di hat das Angebot abgelehnt. Jetzt wird die Schlichtung angerufen. Am Tag danach hat ver.di in Karlsruhe eine Streik-Zwischenbilanz gezogen und mit den Vorbereitungen für neue Streiks begonnen.

"Solidarität ist in den Streikwochen gewachsen"

Rund 40 Streikleiterinnen und Streikleiter aus Betrieben und Dienststellen im ver.di-Bezirk Nordschwarzwald-Mittelbaden haben die vergangenen Streikwochen am Donnerstag im Sitzungssaal der Gewerkschaft bilanziert. Alle sprachen von großer Streikbereitschaft und von großer Solidarität.

"Wir können sofort streiken. Wir sind gut aufgestellt!"

Es sei auffällig, betonte ein Streikleiter aus der Stadtverwaltung Karlsruhe, dass dieses Mal Dienststellen mitgemacht haben, die früher eher zurückhaltend waren. Ein Trend, den ver.di-Geschäftsführer Thorsten Dossow für den gesamten Gewerkschaftsbezirk bestätigt.

"Wir erleben täglich, dass neue Bereiche, die wir gar nicht auf dem Zettel hatten, sagen: "Wir wollen auch mitmachen!""

Warnstreiks in der Region: Von Harmonie bis Konfrontation

Geradezu harmonisch sei es in einigen Betrieben während der Streiks zugegangen, berichten einzelne Streikleiter. Vor allem dann, wenn auch der Chef Mitglied in der Gewerkschaft ist.

Angespannt ist die Situation aus Sicht der Gewerkschaft dagegen bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK). Das Mitglied der Geschäftsleitung Stephanie Schulze hatte im SWR-Interview am 22. März von einer "gewissen Routine" im Umgang mit dem Streik gesprochen. Das sorgte für Empörung bei VBK-Streikleitern.

"Wenn die VBK oder die Personalchefin sich so positioniert, dann müssen wir uns überlegen, wie wir den Arbeitgeber VBK noch mehr in die Mangel nehmen können."

Tagelange Streiks ab Ende Mai sind möglich

Unterdessen laufen die Vorbereitungen der Gewerkschaft in Karlsruhe für neue Streiks. Der Zeitplan ist vorgegeben. Nach der Schlichtung soll es Ende April eine weitere Verhandlungsrunde geben. Gibt es dann wieder keine Einigung, droht auch im ver.di-Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald die Urabstimmung.

Bei einer Zustimmung von 75 Prozent oder mehr würde es dann tagelange Streiks geben, und zwar ab Ende Mai und möglicherweise auch im Juni.

"Was die Bevölkerung am Montag erlebt hat, als Deutschland still stand, das kann dann auch eine Woche lang passieren."

Gewerkschaft sieht Rückhalt in der Bevölkerung

Dabei sei von Streikmüdigkeit nichts zu spüren. "Im Gegenteil", sagt der Karlsruher ver.di-Chef. Dies sei eben keine Tarifrunde wie jede andere. Durch Corona, Inflation und Ukraine-Krieg stehe viel mehr auf dem Spiel. Das hätten die Beschäftigten verstanden. Die Mobilisierung sei groß und werde eher noch größer, je länger der Konflikt dauert.

Dabei sei auch der Rückhalt in der Bevölkerung in der Region nach wie vor groß. Die Gewerkschafter sind sich jedoch auch in Karlsruhe bewusst, dass dieser Rückhalt angesichts von wochenlangen Streiks schwinden dürfte.

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