Ukrainische Flüchtlinge (Symbolbild) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/Paul Zinken)

Krieg in der Ukraine

Ukrainische Flüchtlinge kommen in Karlsruhe, Baden-Baden und Bühl an

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Markus Bender

Hunderte Flüchtlinge sind aus der Ukraine in der Region Karlsruhe angekommen. Die Landratsämter richten sich auf steigende Zahlen ein und stellen Unterkünfte bereit.

Ein Beispiel von vielen Schicksalen derzeit: Zwei junge Studenten aus Kiew haben eine lange Autofahrt hinter sich. Völlig übermüdet kommen sie in Baden-Baden an. "Auf dem Handy haben sie Bilder von ihrer zertrümmerten Universität gezeigt", schildert Pressesprecher Roland Seiter. Nun suchen sie - wie viele andere - in Baden-Baden Schutz.

Baden-Baden reaktiviert Flüchtlingsunterkunft

In der Kurstadt sind bis Montagabend rund 140 Menschen aus der Ukraine angekommen. Die meisten seien laut Stadt mit dem Auto angereist. Die Menschen kommen zum Teil bei Bekannten oder in anderen Privatunterkünften unter. Dafür hatte die Stadt einen Aufruf gestartet. Daraufhin hatten sich rund 45 Privatpersonen gemeldet, die zum Beispiel eine Ferienwohnung zur Verfügung stellen können. Darunter seien auch russisch-stämmige Baden-Badener, die den Ukrainern helfen wollten, so Pressesprecher Roland Seiter.

Die Stadt Baden-Baden hat darüber hinaus eine Flüchtlingsunterkunft reaktiviert, in der eine größere Anzahl von Menschen untergebracht werden könnten. "Wir rechnen damit, dass noch mehr Flüchtlinge aus der Ukraine nach Baden-Baden kommen", so Roland Seiter. Noch seien viele rechtliche Fragen ungeklärt, aber man wolle unbürokratisch helfen.

Frauen mit Kindern suchen Schutz in Bühl

Im Landkreis Rastatt sind bislang 27 ukrainische Flüchtlinge registriert worden. "Das seien überwiegend Frauen mit Kindern", so ein Sprecher des Landkreises. Diese werden in einer Gemeinschaftsunterkunft in Bühl untergebracht. Dort stehen insgesamt 70 Plätze zur Verfügung. Der Landkreis hat einen Aufruf gestartet, um Wohnraum von Privatpersonen zu bekommen. Die Ausländerbehörden in Gaggenau, Rastatt und Bühl wollen abgestimmt auf eine steigende Zahl von Flüchtlingen reagieren.

Im Landkreis Karlsruhe sind am Montagabend die ersten Flüchtlinge in zwei Bussen angekommen – unter anderem in Sulzfeld. Darüber hinaus sind am Wochenende in Stutensee die ersten 45 Flüchtlinge angekommen, sie kommen in Unterkünften einer privaten Initative unter. Weil auch das Landratsamt in Karlsruhe mit steigenden Zahlen rechnet, wurde kurzfristig eine Unterkunft mit bis zu 250 Plätzen als vorläufige Unterkunftsmöglichkeit reaktiviert. In den nächsten Tagen sollen Kapazitäten für bis zu 1.000 Menschen geschaffen werden.

"Wir rechnen mit rund 9.000 Flüchtlingen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe."

Man sei wegen der Zahlen nicht in Panik, so Landrat Christoph Schnaudigel (CDU). Man kenne die Lage von der Flüchtlingskrise 2015. Dementsprechend seien auch Strukturen vorhanden - diese sollen nach und nach aufgebaut werden.

Situation ist für Kommunen noch unübersichtlich

Die Situation ist für viele Städte und Gemeinden in der Region Karlsruhe noch unübersichtlich. Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine tatsächlich in der Region bereits schon angekommen sind, ist nicht bekannt - es dürften deutlich mehr als tausend sein. Das liegt daran, dass sich die Ukrainer - anders als Asylbewerber - nicht bei einer Behörde anmelden müssen. Im Fall der Ukraine durften Staatsbürger ohnehin bislang visafrei in die EU einreisen. Viele kommen zum Beispiel bei Verwandten unter und werden daher nicht offiziell registriert.

Viele Ukrainer kommen auch in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in der Durlacher Allee in Karlsruhe an. Rund 500 haben sich bislang dorthin gewandt, weil sie eine Unterkunft benötigen. Laut Regierungspräsidium Karlsruhe sei dies aber immer nur eine Momentaufnahme. Denn: Menschen aus der Ukraine können sich – anders als Asylbewerber – frei bewegen und weiterreisen. Deshalb kann es sein, dass die Ukrainer dort nur für eine Nacht eine Unterkunft gesucht haben. "Wir versuchen die Menschen auch so schnell wie möglich in die Stadt- und Landkreise unterzubringen", so eine Sprecherin.

Enzkreis richtet sich auf steigende Flüchtlingszahlen ein

Im Enzkreis bereitet sich das dortige Landratsamt auf die Ankunft von Flüchtlingen vor. "Bislang sind schon einige Personen in unserem Landkreis angekommen, die privat untergebracht sind", heißt es auf SWR-Nachfrage. Wie viele Personen letztendlich in den Enzkreis kommen werden, die dann untergebracht werden müssen, lässt sich im Moment auch bei den Verantwortlichen noch nicht abschätzen. "Wir treffen jedoch gerade umfassende technische, räumliche und personelle Vorkehrungen, um die Ankunft, Registrierung, Verteilung, Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten dann in geordneten Bahnen ablaufen zu lassen."

In Pforzheim sind derzeit mindestens 100 ukrainischen Flüchtlingen untergekommen. "Wir haben eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Von Einzelpersonen über Netzwerke läuft Hilfe an", so die Stadt Pforzheim. Aber die Lage sei dynamisch und die Stadt Pforzheim geht von mehr Menschen aus, heißt es auf SWR-Nachfrage. Die Mehrzahl der Menschen sind privat untergebracht; in kommunalen Unterkünften sind derzeit rund 25 Personen untergebracht. Im Landkreis Calw wurden bisher ungefähr 100 Geflüchtete aus der Ukraine gemeldet.

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