Martin ist in voller Montur gekommen. Ein Hüne, der in einem dunklen, zotteligen Kostüm steckt, das Gesicht blau-rot geschminkt. Es sei einfach schön, mal wieder mit den Vereinen feiern zu dürfen - trotz der aktuellen Situation. Denn der Krieg in der Ukraine hat den Fastnachts-Fan schon ins Grübeln kommen lassen.
"Meine Freundin und ich haben uns tatsächlich Gedanken gemacht, ob wir gehen oder nicht. Aber wir möchten uns Fasching nicht nehmen lassen, wenn es im kleinen Rahmen gestattet wird."

Ukraine-Krieg schwebt über dem Karlsruher "Umzügle"
Es ist auch wie verhext für die Karlsruher Narren. Nach zwei Jahren Corona-Pause hatten sie sich viel Mühe gegeben, ein Konzept für einen abgespeckten Faschingsumzug zu entwickeln - ein "Umzügle" auf dem Messplatz. Und da brach der Krieg in der Ukraine aus. Die eine oder andere Faschingsgruppe habe deshalb auch noch abgesagt, sagt der Präsident des Festausschusses Karlsruher Fastnacht, Michael Maier.
"Es gab aber auch welche, die haben gesagt: Wir machen das jetzt erst recht, um das Bunte der Fastnacht nach außen zu tragen."

22 Gruppen zogen am Sonntagnachmittag vor den zugelassenen 500 Zuschauern einmal rund um den Messplatz. Hexen, Garde-Tänzerinnen, Guggenmusiker - für sie war es der erste, wenn auch kleine Umzug seit der Beginn der Corona-Pandemie. Für die Zuschauer auf dem Messplatz galt die 3G-Regel.
Oberbürgermeister Mentrup zwischen Krieg und Fastnacht
Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) war auf den Messplatz gekommen und hatte sich zwei blau-gelbe Bänder an seinen Mantel geheftet. Einen Fastnachtsumzug wie in Vor-Corona-Jahren mit mehr als 100.000 Zuschauern hätte man angesichts der internationalen Lage abgesagt, sagte Mentrup. In reduzierter Form könne man das "Umzügle" aber vertreten, auch damit sich die Corona-geplagten Vereine mal wieder präsentieren konnten.
"Fastnacht ist ein Zeichen der Freiheit und Vielfalt."
Wenige Minuten nach seinem Besuch bei den Karlsruher Narren holte den Karlsruher Oberbürgermeister wieder das Thema "Krieg" ein. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz signalisierte er die Bereitschaft Karlsruhes, flüchtende Ukrainer aufzunehmen.