Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt die Kirche eben zu den Gläubigen. So oder so ähnlich lautet das Motto eines Projekts der evangelischen Kirchengemeinde Neureut-Kirchfeld. Sie baut zusammen mit Vertretern der Landeskirche einen Doppeldeckerbus zur fahrenden Kirche um.
Weg von Tradition - hin zu den Menschen
Die Liste von dem, was die fahrende Kirche einmal bieten soll, ist lang. Darauf stehen etwa ein Café, Platz zum Entspannen, eine Bühne und ein Raum, in dem Andacht und Gottesdienste abgehalten werden können. Dieser Raum - die eigentliche Kirche im Kirchenbus - soll im Obergeschoss ihren Platz finden.
Kirche im klassischen Sinne soll es aber nicht geben, erklärt Goeran Schmidt. Er gehört zum Leitungsteam des Kirchenbus-Projekts der evangelischen Kirchengemeinde Neureut-Kirchfeld in Karlsruhe. Er glaubt, wenn sich die Form von Kirche verändere, dann verändere sich auch die Form, wie man Gottesdienste feiere.
Kirche in Bus ohne Altar
Klassische Merkmale einer Kirche werde der Bus wohl wenige haben. Was man plane, sei eine Bühne einzubauen, wo es Predigten, Andachten und eben auch Gottesdienste geben könne. Und auch ein Kreuz solle im Obergeschoss nahe der Bühne installiert werden. Einen Altar oder eine Glocke, die zum Beginn des Gottesdienstes läutet, werde es dagegen nicht geben, so Schmidt.
Im Mittelpunkt steht die Gemeinschaft
Im Zentrum des Angebotes sollen Gemeinschaft und Miteinander stehen. Mit allem, was man im Bus anbiete, wolle man zudem Werte wie Nachhaltigkeit und Fairness leben, erklärt Schmidt. Der Kaffee, den man aus einem Ausgabefenster des Busses für einen kleinen Preis ausschenken wolle, soll laut Schmidt demnach nachhaltig und fair gehandelt sein.
Und noch eine wichtige Unterscheidung zur traditionellen Kirche gibt es: Das Team um den Kirchenbus macht es sich zur Aufgabe, zu den Menschen zu kommen. In der Praxis bedeutet das, dass der Bus immer wieder an Kinderspielplätzen, Dorfplätzen und in Neubaugebieten stehen soll. Man wolle die Menschen da abholen, wo sie sind - ganz egal, was sie gerade umtreibt, erklärt Schmidt.
Umbau des Kirchen-Bus dauert noch
Bis der Bus als fahrende Kirche aber zu den Menschen kann, dürfte es noch eine Weile dauern. Denn aktuell ist der Bus noch ein Gerippe, die Sitze und Haltestangen sind schon ausgebaut. Im Inneren des Busses stapeln sich Werkzeuge und Baumaterialien.
Und auch außen sieht noch nichts nach einer fahrenden Kirche aus: In großen gelben und roten Buchstaben prangt auf dem Doppeldecker noch das Wort "Sightseeing".
Helfende Hände gesucht
Der Umbau wird womöglich noch Monate dauern. Geplant ist laut der Initiatoren, dass der Bus im Frühjahr 2023 das erste Mal ausrückt. Ob das klappt, hängt allerdings von mehreren Fakoren ab. Aktuell fehlten vor allem Helferinnen und Helfer, erklärt Rebecca Reiner, die Gemeinde-Diakonin in Neureut-Kirchfeld. Vor allem fehlten Expertinnen und Experten, die sich mit der Installation von Gas-, Wasser- und Heizungsanlagen auskennen.
Aber auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch etwas hängt, Vision und Tatendrang sind da. Und die Helfenden am Bus haben das Ziel vor Augen: Kirche und Glauben zu den Menschen bringen.