Wie exzellent ist Baden-Württemberg?

Ruhm und Geld: Entscheidung über Exzellenz-Förderung für Universitäten

Stand

Von Autor/in Henning Mohr

Am Donnerstag fällt die Entscheidung, welche Forschungsprojekte zu sogenannten "Exzellenzclustern" werden und damit Anspruch auf Förderung haben. Davon hängt auch ab, welche Hochschulen sich Exzellenzuniversitäten nennen dürfen.

Die Exzellenzkommission der Länder und des Bundes gibt am Donnerstagabend bekannt, welche Forschungsprojekte an deutschen Hochschulen als sogenannte "Exzellenzcluster" gefördert werden. Zur Kommission gehören die Mitglieder eines Expertengremiums und die für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ministerinnen und Minister des Bundes und der Länder.

Auf dem Spiel stehen Strahlkraft, der Ruf und eine Menge Geld

Von den Exzellenzclustern hängt auch ab, welche Hochschule sich "Exzellenzuniversität" nennen darf. Um sich überhaupt als Exzellenzuniversität bewerben zu dürfen - also einen sogenannten "Vollantrag" stellen zu dürfen - muss eine Hochschule mindestens zwei Forschungsprojekte nachweisen können.

Aktuell gibt es vier Exzellenzuniversitäten in Baden-Württemberg: die Universitäten Tübingen, Heidelberg und Konstanz und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Bundesweit tragen zur Zeit zehn Hochschulen diesen Titel.

Laut Deutscher Forschungsgesellschaft (DFG) soll mit der sogenannten "Exzellenzstrategie" der Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig gestärkt und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessert werden. Neben dem Ruf und der Strahlkraft einer Universität, geht es auch um viel Geld.

Tübingen: Spitzenreiter bei Exzellenzcluster-Anträgen

Die Universität Tübingen hat insgesamt neun Anträge für Exzellenzcluster eingereicht und ist damit Spitzenreiter in Baden-Württemberg. Zu den drei bestehenden Forschungsverbünden kommen sechs neue Anträge dazu. Zum Vergleich: Ganz Bayern hat insgesamt neun Cluster eingereicht - genauso viele wie Tübingen.

Dass in Tübingen nicht allein naturwissenschaftliche Cluster dabei sind, ist eine Besonderheit. Einer der Forschungsschwerpunkte hat einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund: Forschende der Soziologie, der Philosophie und der Theologie beschäftigen sich mit der Frage, wie das Zusammenleben in einer immer enger werdenden Welt so funktionieren kann, dass es weniger Konflikte gibt.

Das Cluster "GreenRobust" untersucht die Anpassung von Pflanzen auf äußere Umstände. Ziel ist es, die Pflanzen trotz widriger Umstände zu erhalten. Das ist wichtig für eine nachhaltige Bewirtschaftung pflanzlicher Öko- und Agrarsysteme.

Die Neue Aula in Tübingen. Die Universität will Exzellenz-Uni bleiben.
Das Herz der Uni Tübingen ist der Platz vor der neuen Aula.

Heidelberg mit Doppelstrategie

Die Universität Heidelberg geht mit vier Bewerbungen in den Cluster-Wettbewerb. Um ihren seit 2019 bestehenden Exzellenzstatus nicht zu verlieren, schickt sie zwei neue Projekte ins Rennen: Bei "SynthImmune“ sollen mithilfe synthetischer Biologie Strukturen hergestellt werden, die dem Immunsystem im Kampf gegen Infektionskrankheiten oder Krebs helfen. Bei "GreenRobust“ kooperiert Heidelberg mit den Unis in Tübingen und Hohenheim.

Auch die beiden etablierten Heidelberger Cluster haben sich bewährt und gehen erneut an den Start: "Structures" ist ein Rundumschlag zum Thema Strukturen - in der Physik, der Mathematik und der Datenwissenschaft. "3D Matter Made to Order" - ein Gemeinschaftsprojekt mit dem KIT - hat das Ziel, die 3D-Fertigung verschiedenster Materialien vollständig zu digitalisieren. Auch für Heidelberg gilt: Werden mindestens zwei der vier Cluster gefördert, könnte die "Ruperto Carola“ versuchen, "Exzellenzuniversität“ zu bleiben.

Die Uni Heidelberg von außen.
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

KIT ist mit drei Förderanträgen im Rennen

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat sich mit zwei bestehenden Clustern und einem neuen Forschungsprojekt beworben. Bereits gefördert werden die Projekte "3D Matter Made to Order" (gemeinsam mit der Universität Heidelberg) und “Post Lithium Storage" (gemeinsam mit der Universität Ulm). Dabei geht es um Material- und Batterieforschung. In diese Cluster flossen nach Angaben des KIT bereits rund 50 Millionen Euro. Beide Cluster wurden erneut eingereicht in der Hoffnung auf weitere Förderung. Neu beworben hat sich das KIT mit einem Forschungsprojekt zu Grundlagen in der Quantentechnologie.

Karlsruhe

Geld, Ruhm und Strahlkraft Entscheidung über Exzellenzcluster: Es geht um viel für das KIT

Die Exzellenzkommission aus Bund und Ländern entscheidet Donnerstagabend, welche Forschungsprojekte deutscher Universitäten gefördert werden. Für das KIT steht einiges auf dem Spiel.

Sollte das KIT nach der Vergabe weniger als zwei Exzellenzcluster haben - den Titel "Exzellenzuniversität" also nicht mehr beantragen können - hätte das laut Institut auch Auswirkungen auf die Zahl der Promotionen und die Besetzung von Professuren. Die Folge wären unter anderem weniger Stellen. Außerdem würden Attraktivität und Strahlkraft des KIT unter dem Verlust des Titels leiden. Zumal das Institut dieses Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert.

Das Karlsruher Institut für Technologie

Bleibt die Universität Konstanz Exzellenzuni?

Auch die Universität Konstanz steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Die Kommission prüft, ob die beiden Großforschungsprojekte "Die politische Dimension von Ungleichheit" und "Kollektives Verhalten" weiterhin als Exzellenzcluster gefördert werden. Nur wenn beide dieser Spitzenprojekte anerkannt bleiben, darf sich die Universität Konstanz erneut um den begehrten Exzellenztitel bewerben.

Seit fast 20 Jahren trägt die Universität Konstanz den Status einer Exzellenzuniversität. Sie ist eine Besonderheit, denn die anderen deutschen Exzellenzuniversitäten sind im Vergleich zu Konstanz in der Regel größer und älter. Die laufende Förderperiode des Bundes sieht eine siebenjährige Förderung mit über 50 Millionen Euro pro Cluster vor. Die kommende Förderperiode - über die jetzt entschieden wird - bis zu 70 Millionen Euro pro Cluster. Sollten nicht beide Konstanzer Projekte überzeugen, verliert die Hochschule ihren Titel.

Universität Konstanz
Universität Konstanz

Freiburg: Das Ziel ist der Titel

Die Universität Freiburg geht mit vier Exzellenzcluster-Anträgen ins Rennen und hofft, damit auch den begehrten Status der Exzellenzuniversität wiederzuerlangen. Dafür müssten mindestens zwei ihrer Cluster-Anträge bewilligt werden. Das allein ist schon wichtig, denn je nach Forschungsprogramm würde die Uni Zuschüsse in Höhe von sechs bis 20 Millionen Euro erhalten.

Die vier Cluster beschäftigen sich unter anderem mit Verfassungen und deren Auswirkung auf Veränderungen in der Gesellschaft, mit anpassungsfähigeren Wäldern, globaler Gesundheit und Ernährung sowie mit Energiespeicherung und dem Drucken von Glas.

Mit den Clustern wolle die Uni "neue Wissenshorizonte für drängende gesellschaftliche Herausforderungen eröffnen", sagt Uni-Rektorin Kerstin Krieglstein. Freiburg gehörte 2007 bis 2012 zu den ersten deutschen Exzellenzunis, hat diesen Status dann aber wieder verloren. Bei der letzten Förderperiode war die Universität mit einer erneuten Bewerbung gescheitert.

Eingang zum Hauptgebäude der Universität Freiburg, flankiert von den Statuen von Homer und Aristoteles
Bald wieder Elite-Uni? Auch die Universität Freiburg will sich erneut um den Exzellenz-Status bewerben.

Stuttgart hofft auf vier Exzellenzcluster

Die Universität Stuttgart hat sich mit vier Projekten für Exzellenzcluster beworben. Zu den bereits bestehenden Exzellenzclustern kommen zwei neue Projekte. Das Cluster "Bionic Intelligence for Health" will mit seiner Forschung helfen, neuronale Erkrankungen besser diagnostizieren und behandeln zu können. Dafür sucht ein interdisziplinäres Forschungsteam nach grundlegend neuen Ansätzen, um Technik und Medizin zu verbinden. Das Clustervorhaben ist eine Initiative der Universitäten Stuttgart und Tübingen.

Stuttgart/ Tübingen

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Das Projekt "Chem4Quant" erforscht neuartige Quantenmaterialien und -strukturen. Die Forschung zur Quantentechnologie könnte nach Angaben der Uni zahlreiche Anwendungen revolutionieren. Beispielsweise könnte sie digitale Kommunikation sicherer machen oder Rechenleistung exponentiell beschleunigen. Die beiden bereits ausgezeichneten Cluster der Uni Stuttgart beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit im Bauwesen und Simulationstechnologie. Für beide hofft die Uni Stuttgart auf eine weitere Förderperiode.

Ulm hofft auf Startschuss zur Exzellenz-Bewerbung

Die Universität Ulm macht sich Hoffnungen darauf, den Status einer Exzellenzuniversität beantragen zu können. Sie bewirbt sich mit zwei Clustern: Einem zur Batterieforschung (gemeinsam mit dem KIT), der bereits im vergangenen Turnus 2019 gefördert wurde und einem zur Quantentechnologie. Sollten beide den Zuschlag für eine Förderung bekommen, könnte sich Ulm für den Titel "Exzellenzuniversität" bewerben. Im vergangenen Turnus war nur ein Cluster gefördert worden, Ulm musste auf eine Bewerbung verzichten.

Die Universität Ulm hofft auf Zusagen für die beiden Cluster, mit denen sie sich um eine Förderung beworben hat. Sollten beide gefördert werden, kann sich die Uni als Exzellenzuniversität bewerben.
Die Universität Ulm hofft auf Zusagen für die beiden Cluster, mit denen Sie sich um eine Förderung beworben hat. Sollten beide gefördert werden, kann sich die Uni als Exzellenzuniversität bewerben.
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