SWR Studio Karlsruhe: Kurz hintereinander wurde bekannt, dass die beiden Unternehmen Dr. Oetker und TI Automotive Ettlingen verlassen. Viele Menschen sind betroffen - schlechte Nachrichten also für eine Stadt, die eigentlich als erfolgreicher Wirtschaftsstandort bekannt ist. Wie sehr hat Sie diese Nachrichten getroffen?
Johannes Arnold (Freie Wähler), Oberbürgermeister von Ettlingen: Natürlich tut der Wegfall jedes einzelnen Arbeitsplatzes weh. Und wenn zwei solcher Unternehmen den Standort verlassen, dann ist das eine schlechte Nachricht. Allerdings bleiben wir ein guter Wirtschaftsstandort, denn es gibt auch gute Nachrichten. Es werden sich fünf Unternehmen mit etwa 800 neuen Arbeitsplätzen in Ettlingen auch wieder niederlassen.
"Es lag nicht an unseren Strukturen"
SWR: Bleiben wir bei den zwei Unternehmen, die jetzt den Standort verlassen. Hatte Ettlingen nicht die richtigen Voraussetzungen oder woran lag es?
Arnold: Ich glaube nicht, dass es an den Strukturen lag, zumal wir mit unserer Politik und der Wirtschaftsförderung auch in engem Gespräch mit den Unternehmen sind und waren. Wenn allerdings ein Unternehmen Benzintanks für die Automobilindustrie produziert, dann sind das im Rahmen der Mobilitätswende nicht besonders zukunftsträchtige Produkte. Und bei Dr. Oetker war natürlich Corona ausschlaggebend. Millionen von Mensa- und Kantinenessen wurden nicht mehr verkauft.
Über 700 neue Arbeitsplätze für Ettlingen
SWR: Um welche Firmen handelt es sich bei den neuen Unternehmen, die in die Stadt kommen? Und warum kommen die gerade nach Ettlingen?
Arnold: Wir freuen uns über 350 neue Arbeitsplätze, die die Firma Bruker in Ettlingen geschaffen hat. Die Firma Bechtle, ein EDV-Unternehmen, wird aus Karlsruhe nach Ettlingen kommen und über 200 Arbeitsplätze mitbringen. Wir konnten die Porsche-Niederlassung Karlsruhe für Ettlingen gewinnen, und es werden sich auch zwei weitere Unternehmen mit knapp 200 Mitarbeitern im gewerblichen Bereich hier in Ettlingen niederlassen.
SWR: Im Gespräch ist laut einem Zeitungsbericht, dass auf dem Elba Areal in Ettlingen West auf längere Sicht rund 2.000 Arbeitsplätze entstehen sollen. Können Sie das bestätigen?
Arnold: Auf dem Elba Areal sind derzeit 200 bis 300 Arbeitnehmer tätig, die dorthin ausgelagert sind von der AVG aus Karlsruhe. Das ist keine Dauerlösung. Und trotzdem wird der Eigentümer, die AVG, dort eine Entwicklung vorantreiben, die mehrere Dinge im Fokus hat. Zum einen wird der Betriebshof dorthin verlagert, zum anderen werden Gewerbeflächen produziert und vermarktet. Und drittens entsteht dort in Randbereichen auch Wohnraum. Vor allem ist die Verlagerung des Betriebshofes aus der Innenstadt heraus ein wichtiger Schritt, damit dort weitere Wohneinheiten entstehen können, wo derzeit der Betriebshof ist.