Es war ein knapper Wahlausgang. Die evangelische Landessynode benötigte für die Wahl in Bad Herrenalb (Kreis Calw) drei Durchgänge. Zunächst hatte Heike Springhart mit 37 zu 33 Stimmen vorne gelegen. Im zweiten Wahlgang gewann ihr Gegenkandidat, Dekan Martin Mencke aus Wiesbaden, eine Stimme dazu. Damit wurde ein dritter Wahlgang nötig, bei dem nur noch Heike Springhart auf dem Wahlzettel stand. Sie musste mit einer Zweidrittelmehrheit bestätigt werden und erhielt am Ende 55 Stimmen, bei sieben Enthaltungen und sieben Nein-Stimmen. Heike Springhart ist die erste Frau im badischen Bischofsamt.
Live-Gespräch mit Landesbischöfin Heike Springhart:
Theologie muss sich mit Erfahrung verbinden
Trotz ihrer akademischen Karriere sei sie bodenständig geblieben, sagt Heike Springhart. Theologie müsse sich mit Erfahrung verbinden. Das bedeute auch aus Fehlern zu lernen, betont die designierte Bischöfin - etwa bei der schleppenden Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt.
Bevor die 46-jährige Gemeindepfarrerin wurde, hat sie das theologische Studienhaus in Heidelberg geleitet wo junge Leute gemeinsam leben und studieren - für die temperamentvolle Professorin eine spannende Schnittstelle zwischen Kirche und Wissenschaft. Außerdem hat sie an den Universitäten Heidelberg, Bochum, Zürich und Chicago geforscht. Seit zwei Jahren ist sie Pfarrerin der evangelischen Johannesgemeinde in Pforzheim. Die größte Herausforderung als Bischöfin sehe sie im Mitgliederschwund. Kirche müsse einladender werden. Ihre Offenheit für junge Formate zeigte Springhart schon 2016, als sie den badischen Frauen-Preacher-Slam gewann.
Springhart: "Kirche muss aus Fehlern lernen"
"Ich bin auch als Wissenschaftlerin erstmal Dorfpfarrerin gewesen. Ich habe auf dem Dorf predigen gelernt, komme aus einem Dorf und bin tief verwurzelt in der Erde." Deshalb sei ihr immer wichtig gewesen, betont sie, dass sich die theologische Botschaft mit der menschlichen Erfahrung verbindet.
"Kirche muss aus Fehlern lernen - wie bei der schleppenden Aufarbeitung sexualisierter Gewalt."
Kirche muss sich politisch einmischen
Direkt nach der Wahl gratulierte der unterlegene Dekan Martin Mencke der neuen Bischöfin Springhart. Für ihn war in seiner Bewerbung besonders die Sterbehilfe ein wichtiges Thema. Da müsse Kirche die Debatte um eine neue Gesetzgebung mitgestalten, betont er. Mit Menschen am Lebensende gut umzugehen sei für die ganze Gesellschaft wichtig.

Mencke: "Dahin gehen, wo es noch niemand versucht hat."
Als Seelsorger war er in verschiedenen Gemeinden tätig - zuletzt in der deutschsprachigen Gemeinde in Washington. Dort habe er gelernt, dass eine Kirche mit wenigen Mitgliedern neue Wege gehen muss. Für Mencke heißt das: "dass wir vielleicht auch dahingehen, wo vielleicht noch niemand versucht hat Kirche zu machen."