Umstrittene Milliardeninvestionen in BW

Wie die EnBW den Bau neuer Gaskraftwerke plant - auch im Rheinhafen Karlsruhe

Stand

Von Autor/in Mathias Zurawski

Im Karlsruher Rheinhafen könnte in den nächsten Jahren ein neues Gaskraftwerk entstehen. Das Projekt RDK 9 ist Teil eines großen Plans der EnBW. In Karlsruhe streiten Klimaschützer und Gemeinderat.

Am Standort des Energieversorgers EnBW im Karlsruher Rheinhafen soll ein neues Kraftwerk entstehen. Am Dienstag will der Gemeinderat grundsätzlich zu dem Vorhaben Stellung beziehen. Vorher wurde deutlich: Das geplante Rheinhafendampfkraftwerk RDK 9 in Karlsruhe ist nur eines von mehreren neuen Gaskraftwerken, die demnächst in Baden-Württemberg entstehen könnten. Laut EnBW sind die Anlagen notwendiger Bestandteil der Energiewende.

EnBW: Bis zu sechs Kraftwerke im Südwesten als Backup

Je mehr Strom aus Wind oder Sonne produziert wird, desto wichtiger sind Kraftwerke, die auch bei Flaute oder dichten Wolken Strom produzieren. Sogenannte Backup-Kapazitäten seien ein wichtiger Teil der Energiewende, betonen die Verantwortlichen bei der EnBW. Gerade an einem bedeutenden Industriestandort wie Baden-Württemberg müsse Strom jederzeit ausreichend verfügbar sein.

Um einzuspringen, wenn Windräder oder Solaranlagen gerade nicht liefern, sollen bundesweit neue, moderne Gaskraftwerke gebaut werden. Ziel ist es laut EnBW, diese Kraftwerke so früh wie möglich klimaneutral mit Wasserstoff zu betreiben. Eines dieser Kraftwerke könnte in Karlsruhe entstehen.

Wir schaffen den Kohleausstieg nur mit solchen Kraftwerken.

Das neue Gaskraftwerk in Stuttgart-Münster ist Teil des Konzepts für den Bau neuer Kraftwerke im Südwesten
Das neue Gaskraftwerk in Stuttgart-Münster ist Teil des Konzepts für den Bau neuer Kraftwerke im Südwesten

Erster Schritt: Kraftwerk der EnBW in Stuttgart-Münster

In einem Entwurf für das geplante Kraftwerkssicherheitsgesetz hat die alte Bundesregierung den Bedarf grundsätzlich dargestellt. Im Bereich der EnBW wären nach Unternehmensangaben bis zu sechs hochmoderne neue Gaskraftwerke notwendig.

Ein erstes dieser Art ist vor zwei Wochen nach zweijähriger Bauzeit in Stuttgart-Münster in Betrieb gegangen. RDK 9 in Karlsruhe könnte folgen. Der Bau von vier weiteren vergleichbaren Anlagen sei im Südwesten denkbar, um den Strombedarf jederzeit decken zu können, so Verantwortliche der EnBW am Donnerstag in einem Hintergrundgespräch.

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Entscheidend für den Bau der neuen Anlagen sind die energiepolitischen Rahmenbedingungen. Nur mit einem Kraftwerkssicherheitsgesetz und der damit verbundenen Förderung wären diese Backup-Kraftwerke überhaupt finanzierbar. Denn sie dürften oft stillstehen. Außerdem braucht die EnBW den Zuschlag in einem Bieterwettbewerb, um die Kraftwerke bauen zu können.

Im Sommer soll es in Karlsruhe eine erste Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger zum geplanten neuen Rheinhafendampfkraftwerk geben. Ab 2030 könnte RDK 9 in Betrieb gehen. Zu den Kosten äußert sich die EnBW nicht.

Klimaschützer in Karlsruhe erneuern Kritik an RDK 9

Kurz vor der Diskussion im Karlsruher Gemeinderat über das neue Gaskraftwerk haben Umweltschützer ihre Kritik erneuert. Sie bezieht sich insbesondere auf das Tempo der Entscheidung. Es gebe weiterhin zu viele offene Fragen, so das Klimabündnis Karlsruhe. Die Entscheidung solle frühestens dann getroffen werden, wenn die Stadtwerke die Optionen für die künftige Fernwärmeversorgung - möglicherweise mit RDK 9 - ausgearbeitet hätten. Die Umweltschützer zweifeln außerdem an der Klimafreundlichkeit.

Ein Gaskraftwerk, das für viele Jahre mit extrem schädlichem Fracking-Gas aus den USA und danach für viele weitere Jahre nicht mit grünem, sondern mit ebenso schädlichem blauem Wasserstoff betrieben werden soll, ist schon deswegen höchst fragwürdig.

Die EnBW betont, dass es auch Aufgabe der Politik sei, klimafreundlich hergestellten grünen Wasserstoff ausreichend verfügbar zu machen. Mit der Stadt Karlsruhe sei man im Gespräch über die mögliche Fernwärmeversorgung durch RDK 9.

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Die Stadt Karlsruhe hebt die große Bedeutung des Projekts hervor. Mit dem Neubau werde der Standort für die gesamte Region zukunftsfähig ausgebaut und dauerhaft gesichert, heißt es in der Beschlussvorlage für den Gemeinderat. Durch RDK 9 könne man eine dauerhafte Wasserstoffnachfrage im Rheinhafen etablieren. Der dann benötigte Wasserstoff soll laut EnBW über eine neue Pipeline zum Kraftwerk gelangen.

Lassen Sie uns daran festhalten, zügig zu einer Entscheidung zu kommen, damit das Investitionsprogramm des Bundes [...] nicht am Großraum Karlsruhe vorbeigeht.

Auch der Gemeinderat muss zustimmen, weil die Stadt Karlsruhe für baurechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem Neubau zuständig ist. Das eigentliche Genehmigungsverfahren laufe über das Regierungspräsidium, mit größtmöglicher Bürgerbeteiligung, betont die EnBW.

Karlsruhe

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