Eine hundert prozent reine Luft unter Tage im "Hella-Glück-Stollen" Neubulach  (Foto: SWR)

Hoffnung für Allergie- und Asthmapatienten

Durchatmen im Neubulacher Heilstollen

Stand
AUTOR/IN
Peter Lauber

Der sogenannte Heilstollen im Neubulacher Besucherbergwerk ist aktuell nicht nur einer der kühlsten Orte in der Region. Hier bekommen vor allem Menschen mit Atemwegserkrankungen wirkungsvoll Hilfe.

Speläotherapie nennen Mediziner diese Art der Behandlung: Im Besucherbergwerk Neubulach ist die Luft stets zwischen 6 und 8 Grad kalt - und das bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das sind ideale Bedingungen für Menschen mit Atemwegserkrankungen. Seit 50 Jahren ist der Heilstollen im Nordschwarzwald deshalb Zufluchtsort für alle, die mal wieder richtig durchatmen wollen.

Fühlt sich an wie Kopf im Kühlschrank

Wer zum ersten Mal in den Neubulacher Heilstollen kommt, könnte das Gefühl bekommen, er steckte mit dem Kopf im Kühlschrank. Das zweite Gefühl ist nicht weniger angenehm: Patienten mit Atemwegserkrankungen berichten, wie sie unter Tage richtig befreit aufatmen können.

Für zwei Stunden dürfen Patienten jeweils in den “Hella-Glück-Stollen”. Warm eingepackt in Schlafsäcken, können sie es sich auf Liegen bequem machen. Manche hören dabei Musik oder ein Hörbuch. Egal ob Asthma oder Pollenallergie, im Heilstollen finden viele Erleichterung.

Besser als Nordsee

Eine asthmageplagte Krankenschwester zum Beispiel berichtet, wie sie früher immer an die Nordsee fuhr, um Linderung für ihre Erkrankung zu finden. In Neubulach ist sie seit sieben Jahren regelmäßig. Im Bergwerk sei es noch besser. Wie ein Urlaub im Himalaya fühle sich das an. Früher sei sie im Winter regelmäßig von Lungenentzündungen geplagt worden. Seit sie nach Neubulach komme, habe sie keine solche Entzündung mehr.

"Ich kann entspannen und merke sofort, dass meine Bronchien sich beruhigen."

Luft ist frei von Allergenen

Bis zu 30 Patienten haben Platz im Stollen, für dessen heilende Wirkung eine außergewöhnlich reine Luft sorgt. Die Luft erneuert sich durch natürliche Kamine alle zehn bis 15 Minuten, erläutert der Kurarzt und Arbeitsmediziner Alois Jerges. Die Luft kommt von außen über Gesteinsrisse in 80 bis 90 Meter Tiefe. Sie hat einen besonders reinen Effekt, ist frei von jeglichen Stäuben oder Pollen und enthält damit keine Allergene.
Dieses besondere Klima im Neubulacher Heilstollen kann eine Lungenerkrankung zwar nicht gänzlich heilen. Symptome werden allerdings nachhaltig gelindert, bestätigt der Arbeitsmediziner.

"Zu uns kommen die hoffnungslosen Fälle, die anderswo schon austherapiert sind. Die zwei Stunden im Stollen tun den Leuten einfach gut."

Mit dem “Hella-Glück-Stollen” besitzt Neubulach einen von drei Heilstollen im Land. Möglich sind ambulante Behandlungen, aber auch stationäre Kuren. Übrigens auch für Menschen, die zum Beispiel an Kurzatmigkeit in Folge von Corona Erkrankungen leiden. Die bisherigen Ergebnisse seien sehr positiv, berichtet Alois Jerges.

Stand
AUTOR/IN
Peter Lauber