Bis Jahresende will der Lebensmittelkonzern Dr. Oetker sein Werk in Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) schließen. Das hat das Unternehmen am Montag mitgeteilt. Davon betroffen sind rund 190 Mitarbeitende in der Produktion. Die Produktion werde schrittweise eingestellt, so der Konzern. Rund 50 Arbeitsplätze sollen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Verwaltung in Ettlingen erhalten bleiben.
Oberbürgermeister Arnold sichert Unterstützung zu
Der Oberbürgermeister der Stadt Ettlingen, Johannes Arnold (Freie Wähler), zeigte sich am Dienstag angesichts der angekündigten Werksschließung fassungslos. Er kündigte auf Anfrage des SWR an, auf den Betriebsrat zuzugehen und seitens der Stadt Unterstützung bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen zu unterstützen. Neben deren Verlust habe die beschlossene Werksschließung auch finanziell Auswirkungen für die Stadt Ettlingen, weil die Gewerbesteuer wegfalle.
"Ich bin erschüttert von der Nachricht."
Betriebsrat will Interessensausgleich verhandeln
In Ettlingen produziert Dr. Oetker Produkte wie Soßen und Suppen für Großverbraucher wie Kantinen. Begründet wird der Schritt mit einer seit Jahren kontinuierlich sinkenden Nachfrage. Die Corona-Pandemie habe den Effekt noch verstärkt. Mit dem Betriebsrat will Dr. Oetker jetzt über einen Interessenausgleich verhandeln.
In den nächsten ein, zwei Wochen sollen nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Mittelbaden-Nordschwarzwald (NGG) die ersten Gespräche mit dem Lebensmittelkonzern stattfinden. Dieser will offenbar bis April eine Einigung erzielen, weil lange Kündigungsfristen für langjährige Mitarbeiter eingehalten werden müssen.
"Im Moment sind die Mitarbeiter immer noch in Schockstarre."
Die Mitarbeitenden müssen die Situation erstmal verdauen. Für die Region seien 190 wegfallende Arbeitsplätze im Gewerbebereich eine große Zahl. Mitarbeiter würden jetzt erstmal die Gespräche abwarten und sich dann wohl perspektivisch umschauen müssen.
Dass die Produktion doch noch erhalten bleibt, das hält Schick für nicht realistisch. "Die Entscheidung sei durch den Konzern sicherlich nicht kurzfristig beschlossen worden", sagt der Gewerkschaftssekretär dem SWR am Mittwoch.
Ohne große Einbrüche durch Corona-Pandemie
Die Lebensmittelsparte von Dr. Oetker war 2020 ohne große Einbrüche durch die Corona-Pandemie gekommen. Für 2021 liegen noch keine Zahlen vor. Nur der Bereich "Außer-Haus-Markt" musste angesichts geschlossener Kantinen und Restaurants einen Umsatzrückgang hinnehmen. Die Firma mit Zentrale in Bielefeld hatte 2020 mit weltweit 34.000 Beschäftigen einen Umsatz von 3,71 Milliarden Euro vermeldet.