Eine herzförmige Kirsche der Sorte "Unteröwisheimer Knorpelkirsche".  (Foto: SWR)

Köstlichkeiten vom Baum

"Dolleseppel und Knorpelkirsche" - Erntezeit in Unteröwisheim

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AUTOR/IN
Jürgen Essig

Der Kraichtaler Stadtteil Unteröwisheim war früher auch als "Das Kirschendorf" bekannt. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es hier rund 30.000 Kirschbäume.

Hätten Sie's gewusst? Die Reife der Kirschen wird in sogenannte "Kirschwochen" unterteilt. Sie sind für Deutschland verbindlich festgelegt. Die Sorte "Früheste der Mark" ist der Ausgangspunkt für die Einteilung, sie ist bereits Anfang Mai reif. Insgesamt 12 solcher Kirschwochen gibt es. In dieser Woche wäre vor 50 Jahren in Unteröwisheim bei Bruchsal alles auf den Beinen gewesen, um zu ernten.

Heute ist in "Unnerroise" - wie man im Badischen sagt – in Sachen Kirschen nicht mehr viel los. Nur noch Bernhard de Bortoli baut hier erwerbsmäßig Kirschen an, um Schnaps zu brennen. Vor über 50 Jahren war das noch ganz anders, erinnert sich der vielfach prämierte Schnappsbrenner.

"Wer in Unteröwisheim einen Acker hatte, der hatte auch einen Kirschbaum."

Besonders beliebt war damals der "Unteröwisheimer Knorpel", eine glänzende, herzförmige Glanzkirsche mit tollem Aroma. Das war eine gute Marktfrucht mit bestimmten Eigenschaften, so Bernhard de Bortoli. Sie hat ein festes Fruchtfleisch, war gegen Regen platzfest und war gut lager- und transportfähig. Das war die "Brotkirsche" der Unteröwisheimer Bauern.

Schwarzwälder Kirschwasser aus der Unteröwisheimer Knorpelkirsche

Damals kamen sogar die Obsthändler ins Dorf und kauften große Mengen dieser Kirsche auf, um sie in den Schwarzwald zu bringen, dort hat man dann das berühmte Schwarzwälder Kirschwasser aus dieser Sorte gebrannt.  

Aromatisch und lecker - die Unteröwisheimer Knorpel.Kirsche. (Foto: SWR)
Aromatisch und lecker - die Unteröwisheimer Knorpel.Kirsche.

Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Nur Bernhard de Bortoli hat noch einige wenige Bäume, die diese Sorte tragen. In der Wirtschaftswunderzeit haben die Menschen immer weniger Landwirtschaft betrieben und ihr Geld in den Unternehmen der benachbarten Städte leichter verdient. Die Kirschen blieben hängen, die Moniliamilbe machte den Bäumen zu schaffen, zudem wurden sie zurückgeschnitten, damit die großen Mähdrescher und Traktoren fahren konnten. Die großen Kirschbäume starben ab.

Kirschwasser aus der Sorte "Dollenseppel"

Heute baut nur noch Bernhard de Bortoli erwerbsmäßig Kirschen an. Er brennt Schnaps aus Ihnen und dazu nimmt er andere Sorten, wie den "Dollenseppel". Diesen Kirschbaum kann er mit dem Schlepper schütteln, die Früchte fallen in einen Auffangschirm und können so leicht geerntet werden. In seiner "Destillato de Bortoli" macht er dann Kirschwasser aus den Früchten.

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Jürgen Essig