Der Christopher Street Day (CSD) in Karlsruhe am Samstag stand unter dem Motto "Nie wieder still". Zur Demonstration durch die Karlsruher Innenstadt kamen am Nachmittag laut Polizei 11.000 Menschen und damit mehr als erwartet. Insgesamt zählten die Veranstalter über 18.000 Teilnehmer an der Demonstration, dazu Zuschauerinnen und Zuschauer sowie Besucherinnen und Besucher des Familienfests. Beim CSD demonstrieren Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und andere queere Menschen für ihre Rechte.
CSD 2025 Karlsruhe: Demonstration und Familienfest
Der bunte Demonstrationszug mit 36 Gruppen bewegte sich ab 13 Uhr durch das Karlsruher Stadtzentrum. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus gab es nach einer Kundgebung ein Familienfest mit Infoständen, Thementalks und einer Chill-out-Area. Auf Bannern und Plakaten forderten die Teilnehmer der Demonstration mehr Rechte und Schutz für queere Menschen.

Mehrere CSDs haben gemeinsames Motto
Zum ersten Mal haben sich in diesem Jahr CSDs aus ganz Deutschland zusammengeschlossen und ein gemeinsames Motto gewählt. Laut dem Vorsitzenden des CSD Karlsruhe e. V., Karsten Kremer, handelt es sich um die Fortsetzung der Kampagne "Wähl Liebe" zur Bundestagswahl. Es solle ein Zeichen gegen den Rechtsruck in Deutschland und auf der ganzen Welt gesetzt werden, so die Organisatoren der Veranstaltung weiter.
Wir müssen uns wehren, wenn rechtsextremistische Parteien zunehmend Rückhalt in der Gesellschaft haben.
Stolz aufs Anderssein Christopher Street Day (CSD) – Was wird da eigentlich gefeiert?
28. Juni 1969: Nach einer Polizei-Razzia zeigt die LGBTQIA*-Community Widerstand gegen Gewalt und Diskriminierung. All das findet statt in der namensgebenden Christopher Street.
Sichtbarkeit auch für trans- und nicht-binäre Menschen auf dem CSD 2025
Während es bei den CSD-Anfängen eher um die Sichtbarkeit von Schwulen und Lesben ging, seien nun trans- und nicht-binäre Menschen sichtbarer, so Kremer weiter. Nicht-binäre Personen sind Menschen, die sich nicht als männlich oder weiblich identifizieren.
Der CSD ist der jährliche Höhepunkt für die queere Community.
Als Errungenschaften für die queere Community nennt der Sprecher von CSD Karlsruhe die Ehe für alle, der dritte mögliche Geschlechtseintrag "divers" auf offiziellen Dokumenten und das Selbstbestimmungsgesetz, das es Trans-Menschen erleichtere, den Geschlechtseintrag zu wechseln. Hauptziel sei es, queere Menschen sichtbar zu machen, betonte Kremer. Der CSD sei ein großer Treffpunkt über die Generationen hinweg.

Diskussionen um LSU-Stand auf CSD Karlsruhe
Im Vorfeld des CSD gab es Diskussionen um einen geplanten Infostand des Verbandes Lesben und Schwule in der Union (LSU). Der LSU hatte beantragt, beim Familienfest mit einem Infostand vertreten zu sein. Der CSD Karlsruhe lehnte diesen Antrag jedoch ab. Die Ablehnung wurde laut CSD damit begründet, dass sich die LSU nicht klar genug von queerfeindlichen Forderungen der CDU/CSU distanziere.
Große Polizeipräsenz, aber keine Gegendemos beim Karlsruher CSD
Die Polizei zeigte zur Demonstration in Karlsruhe Präsenz. Es waren jedoch keine Gegendemonstrationen geplant. Anders als beim CSD in Pforzheim. Zur dortigen Veranstaltung zum Christopher Street Day hat ein Angehöriger der rechten Szene eine Demonstration mit 150 Menschen angemeldet. Die CSD-Parade in Pforzheim findet am 14. Juni statt.
Queere Zentrum in Karlsruhe mit Eiern beworfen
Gänzlich ohne Zwischenfall ist das Wochenende in Karlsruhe aber nicht verlaufen. In der Nacht nach dem CSD wurde das queere Zentrum queerkastle in Karlsruhe nach eigenen Angaben mit Eiern beworfen und die Briefkästen beschmutzt. Der Polizei ist dieser Vorfall bisher nicht bekannt.
"Neben Hass im Netz und widerlichen Kommentaren, verlagert sich der Hass auf uns immer mehr in die Öffentlichkeit", schreiben die Betreiber von queerkastle auf Instagram. "Zugestickerte Werbung, besprühen unseres Namens, unserer Fenster und des Wortes 'queer' und jetzt Angriffe mit Eiern."