Er wolle keine Panik machen, sagte der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup. Aber das Corona-Virus mache ihm mit Blick auf den Herbst ziemlich Bammel. "Wir haben eine viel frühere und viel heftigere Sommerwelle, als das alle Virologen vorausgesagt haben", teilte Mentrup am Freitag mit.
Mentrup geht von hoher Dunkelziffer bei Corona-Infektionen in Karlsruhe aus
Die Corona-Inzidenz wurde am Freitag in Karlsruhe mit 839,4 angegeben und ist in den letzten Wochen deutlich angestiegen. In Baden-Württemberg gibt es nur wenige Landkreise mit einer noch höheren Inzidenz, darunter der Landkreis Rastatt mit 905,7 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern.
Der Karlsruher Oberbürgermeister schätzt, dass die Inzidenz in Karlsruhe mindestens dreimal höher liegt. Diese Dunkelziffer werde aus der Viruslast im Karlsruher Abwasser errechnet. Die wird laufend gemessen und ist laut Mentrup so stark angestiegen, dass sie mit den Werten aus der Corona-Welle im März vergleichbar ist.
Schwere Corona-Infektionen sind seltener
Trotzdem müssen weniger Corona-Patienten ins Krankenhaus. Am Städtischen Klinikum in Karlsruhe werden aktuell sechs Personen intensivmedizinisch behandelt. Insgesamt meldet das Klinikum 48 Corona-Patienten. Gerade die Zahl an Corona-Intensivpatienten war schon deutlich höher.
Dazu kommt, dass drei Viertel der Patienten wegen anderer Verletzungen oder Erkrankungen ins Klinikum eingeliefert werden. Die Corona-Infektion spielt bei vielen also nur eine Nebenrolle, weiß Martin Bentz, Klinikdirektor für Infektionskrankheiten am Städtischen Klinikum in Karlsruhe.
Städtisches Klinikum spürt "Sommerwelle" bei krankem Personal
Sorgen machen dem Mediziner seine fehlenden Mitarbeiter. 214 Pflegekräfte und anderes medizinisches Personal fallen wegen einer Corona-Infektion oder Quarantäne aus. Das sind etwa zwei bis dreimal so viele wie zu Normalzeiten. Das belaste das Klinikum, so Bentz.