Zum Kongress der christlichen Führungskräfte (KCF) in Karlsruhe haben sich 2.800 Menschen angemeldet. Etwa 200 Unternehmen und Organisationen präsentieren sich auf der Messe, die noch bis zum 8. März stattfindet. Von Evolutionsleugnern bis zu Menschenrechtsaktivisten ist alles dabei. Thema einiger Vorträge sind auch Israel und die deutsche Rüstungsindustrie.

Martin Scheuermann, Vorsitzender des KCFs, sagt, der Kongress hätte keine Meinung zu diesen Themen. "Die einen sind pazifistisch geprägt, die anderen sagen: Wir müssen jetzt gucken, dass wir uns in Deutschland verteidigen können."
Hier sollen durchaus unterschiedliche Ansätze diskutiert werden. Es gibt nicht den einen Ansatz.

Konzertatmosphäre beim Kongress christlicher Führungskräfte
Immer wieder spielt Livemusik zwischen den Redebeiträgen. Dann stehen alle Menschen in der gefüllten Halle auf. Viele singen mit und heben dabei die Hände in die Luft. Danach folgt der nächste Redebeitrag. Unter den Rednern sind Philosophen und Wissenschaftler. Eins haben sie gemeinsam: den Glauben an Gott. Viele sind in Freikirchen aktiv.

Von Evolutionsleugnern zu Menschenrechtsaktivisten
In der Messehalle sind etwa 200 verschiedene Stände aufgebaut. Bei den meisten ist die Verbindung zum Christentum sofort sichtbar. Die unterschiedlichen Anliegen stehen auf den Postern oder Flyern. Gleich drei Stände beschäftigen sich damit, Frauen aus der Prostitution zu holen und sich gegen Menschenhandel einzusetzen. An einem Stand liegen scheinbar wissenschaftliche Lektüren aus, die jedoch den Urknall und die Evolution leugnen. Das Themenspektrum in der Halle ist weit.
Bei den Ständen von einigen Produktionsbetrieben lässt sich die Verbindung zum Christentum nicht sofort erkennen. Doch oft heißt es dann, das Unternehmen sei "christlich geführt". So ist es auch bei Joachim Kasemann. Er ist Christ und auch 80 Prozent der Mitarbeitenden in seinem Unternehmen seien Christen. Den Glauben mit dem Beruf zu verknüpfen sei für ihn selbstverständlich.
Christentum wird bei uns gelebt! Wenn wir intern Meetings haben und mittags zusammen essen, dann wird gemeinsam gebetet.
Für die Automobilindustrie beten
Auch für Daniel Günther aus Karlsruhe ist es sehr wichtig, seine Religion mit auf die Arbeit zu nehmen. Er ist Teil der Gruppe "Christen bei Daimler und Benz", die sich regelmäßig zum Gebet trifft. Wenn die Gruppe in der Mittagspause für das Automobilunternehmen betet, kann die Pause auch mal kürzer ausfallen. Dass nicht alle Kollegen Daniel Günthers Glauben teilen, ist ihm bewusst.

Ich geh nicht mit der Bibel durch die Reihe und sag meinen Arbeitskollegen: Du brauchst Jesus!
Stattdessen sei es ihm wichtig, ein gutes Vorbild zu sein: "Wo wir arbeiten, geben wir Werte weiter, wie wir handeln und wie wir uns verhalten."
Thema: Israel und die Rüstungsindustrie
Sowohl an den Ständen als auch in Redebeiträgen spielen Israel und die deutsche Rüstungsindustrie eine große Rolle. Ein Stand bewirbt Investitionen in die israelische Wirtschaft. Das "IsraelForum" wolle einen Austausch zwischen Christen und Juden stärken.
Natürlich bekommen wir kritische Nachfragen. Das Ansehen von Israel ist nach dem 07. Oktober nicht unbedingt besser geworden in Deutschland.
Krisen stehen am Samstag im Vordergrund
Am Samstag wird es um Krisen gehen. Es soll diskutiert werden, ob christliche Werte mit der Arbeit in der Rüstungsindustrie vereinbar sind. Neben dem evangelischen Landesbischof Kramer und NATO-Kommandeur von Butler wird Michael Hoffmann einen Vortrag halten. Er ist Geschäftsführer der FC-Gruppe, die unter anderem Militärflughäfen und Truppenübungsplätze plant. "Gerade wir christlichen Unternehmer haben es uns angewöhnt, uns bei dem Thema Krieg und Frieden und Sicherheit komplett rauszuziehen", sagt Hoffmann.
Mein Plädoyer wird sein: Es ist wichtig, dass sich Menschen mit Werten auch im Bereich Sicherheit engagieren, damit dort gute Entscheidungen getroffen werden.
Dafür sei es wichtig, dass christliche Unternehmen schauen, in welche Projekte sie investieren sollten. "Ich würde schon sagen, Politik, Unternehmen, Religion sind immer getrennte Silos und die sollte man auch nicht so ungesund miteinander vermischen.", ergänzt Michael Hoffmann. Trotzdem wünsche er sich in allen Bereichen Menschen, die von Werten statt Profit angetrieben werden.
