Es war ein sehr anstrengender, aber ein guter Einsatz. So lautet das Fazit des Einsatzleiters der Karlsruher Feuerwehr, Florian Geldner, zwei Tage nach dem Großbrand in einem Wohnkomplex in der Karlsruher Nordstadt. Die Bedingungen hätten allen Beteiligten aber extrem viel abverlangt.
Temperaturen über 30 Grad bringen Einsatzkräfte an Belastungsgrenze
Der Brand hatte sich rasend schnell auf das gesamte Dach ausgebreitet. Das hatte die Löscharbeiten für die Einsatzkräfte zusätzlich erschwert. Bei Temperaturen von 35 Grad und mehr mussten die Brandbekämpfer selber schauen, dass sie nicht kollabieren. Zwei Einsatzkräfte wurden dennoch leicht verletzt.
"Zusätzlich zu den Temperaturen kommt dann noch Ausrüstung mit bis zu 30 Kilo Gewicht pro Person dazu. Damit zu arbeiten ist ein Kraftakt. Regenerationsphasen sind für die Feuerwehrleute überlebensnotwendig."
Nach relativ kurzer Zeit mussten sich die Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung abwechseln, damit sie sich regenerieren konnten. Deswegen wurden nach und nach weitere Kräfte angefordert.

Mithilfe der Nachbarn enorm wichtig
114 Menschen mussten am Samstagabend ihre Wohnungen verlassen. Dass bei so einem Brand niemand verletzt wurde, ist nicht selbstverständlich, so Einsatzleiter Geldner.
"Wir sind sehr froh, dass die Bewohner sehr umsichtig gehandelt haben und sofort auf unsere Aufforderungen reagiert haben."
Schnell waren Einsatzkräfte aus dem gesamten Stadtgebiet vor Ort. Gute Absprachen zwischen den verschiedenen Kräften ist dann enorm wichtig. Das wird regelmäßig trainiert und geübt, damit es im Ernstfall wie am Samstag, reibungsfrei funktioniert.
Gefühlschaos bei Anwohnern zwei Tage danach
Viele Bewohner des betroffenen Gebäudes waren an diesem Tag unterwegs. Eine Familie aus dem Erdgeschoss war bei Freunden, als das Feuer ausbrach. Nur ihr Hund war noch in der Wohnung, als sie den Anruf von Verwandten bekamen. Während sie sich auf dem schnellstmöglichen Weg zurück in die Stadt machten, konnten Angehörige das tierische Familienmitglied aus der Wohnung retten.
"Die Gefühlslage ist noch sehr chaotisch, aber wir sind einfach nur froh, dass niemandem etwas passiert ist."
Gute Betreuung in der Brandnacht
Am Abend und in der Brandnacht fühlte sich die Familie und auch viele andere Bewohner gut aufgehoben. Ein Sammelpunkt wurde eingerichtet, Getränke wurden verteilt, Ansprechpartner vermittelt.

"Mein Empfinden war, dass alle Anwohner immer wieder informiert und auf dem Laufenden gehalten wurden, obwohl die Einsatzkräfte selbst noch nicht viel wussten. Das war sehr gut."
Am Sonntagabend dann die erleichternde Nachricht: Die Familie darf wieder in ihre Wohnung. Die Schäden halten sich auf den ersten Blick in Grenzen und alle sind froh, dass sie ihr gewohntes Umfeld wieder haben.

Brandermittler gehen von technischem Defekt aus
Brandsachverständige hatten am Montag ihre Ermittlungen aufgenommen. Am Sonntag war aufgrund von einzelnen Glutnestern ein Betreten des Dachstuhls noch unmöglich gewesen. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge, soll ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst haben. Auf der Dachterrasse soll demnach ein Küchengerät in Brand geraten sein. Der Schaden an dem dreiteiligen Wohnkomplex wird auf rund drei Millionen Euro geschätzt.