Corona-Teststation (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow)

Wohl Schaden in Millionenhöhe

Festnahmen nach Betrug bei Abrechnung von Corona-Tests in Karlsruhe

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In Karlsruhe haben Sonderermittler bei einem Großeinsatz sechs Männer festgenommen. Sie sollen bei der Abrechnung von Corona-Bürgertests in großem Stil betrogen haben.

Durch den Betrug mit Corona-Testzentren im Landkreis Karlsruhe und im Bereich Lörrach/Weil am Rhein sollen sechs Verdächtige einen Millionenschaden verursacht haben. Rund 200 Kriminalbeamte aus Karlsruhe, Freiburg und Lörrach haben am Dienstagmorgen die mutmaßlichen Betrüger festgenommen. Die sechs Tatverdächtigen im Alter zwischen 25 und 33 Jahren ließen sich nach Angaben der Polizei widerstandslos festnehmen. Vier von ihnen kamen in Untersuchungshaft, zwei weitere sollen noch dem Haftrichter vorgeführt werden.

Schusswaffen und Munition entdeckt, Corona-Teststationen geschlossen

Im Anschluss an die Festnahmen durchsuchten die Einsatzkräfte auch Wohnungen, Lokale, Büroräume sowie Teststationen. Dabei wurde unter anderem Bargeld in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro, zwei Schusswaffen und Munition sichergestellt.

Mehr als 50 Teststationen, die von den mutmaßlichen Betrügern beziehungsweise deren Mittelsmännern betrieben worden sein sollen, wurden im Anschluss an die Durchsuchung durch Polizei und Gesundheitsämter geschlossen.

Ermittler: "Schaden im einstelligen Millionenbereich"

Eine genaue Schadenshöhe nannten die Ermittler nicht. "Sie dürfte nach derzeitigen Schätzungen aber im einstelligen Millionenbereich liegen", hieß es. Es seien auch Auszahlungsansprüche in Höhe von über 4,5 Millionen Euro gepfändet worden. Denn die Beschuldigten sollen gegenüber der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) weit mehr der kostenlosen Bürgertests abgerechnet haben, als tatsächlich durchgeführt wurden.

Polizei bearbeitet derzeit Dutzende Fälle

Insgesamt bearbeitet die Polizei in Baden-Württemberg derzeit Dutzende Fälle möglichen Abrechnungsbetrugs bei Corona-Testzentren. Erst vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass ein Mann im Großraum Stuttgart Corona-Tests im großen Stil abgerechnet haben soll, die nie gemacht wurden. Die KVBW zahlte dem Verdächtigen insgesamt rund 600.000 Euro für die kostenlosen Bürgertests. Eine sechsstellige Summe davon erschlich sich der Mann jedoch mutmaßlich durch Betrug, wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt mitgeteilt hatten.

Forscher empfehlen anderes Finanzierungsmodell

Um Betrug mit Corona-Tests zu verhindern und die Qualität solcher Tests zu erhöhen, empfehlen Forscher ein anderes Finanzierungsmodell für die Schnelltests. Statt jeden durchgeführten Test zu bezahlen, sollte es nur für positive und mit PCR-Test bestätigte Tests Geld geben - dann aber deutlich mehr. Das schlägt unter anderem Wirtschaftsprofessor Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim vor. Dadurch gebe es einen starken Anreiz, Schnelltests mit qualifiziertem Personal sorgfältig durchzuführen. Denn das Ziel sei es dann, Infizierte zu identifizieren.

Jeder kann in BW Teststation eröffnen

Grundsätzlich kann in Baden-Württemberg jeder eine Teststation eröffnen. Dafür muss er oder sie dem Gesundheitsamt unter anderem einen Gewerbeschein, geeignete Räumlichkeiten und medizinische Sachkenntnis oder Erfahrung nachweisen. Eine medizinische Ausbildung braucht man jedoch nicht. Pro Abstrich erhalten Teststellen-Betreiber pauschal acht Euro, dazu 3,50 Euro pro verwendetem Antigen-Schnelltest-Set. Weitere Leistungen gibt es nicht.

Ist das Geschäft mit den Corona-Teststationen generell betrugsanfällig?

Corona-Teststellen sind gerade überall. So viele gibt es mittlerweile, dass die Frage aufkommt, ob sich das Testen für die Anbieterinnen und Anbieter überhaupt lohnt - und ob das System noch immer so betrugsanfällig ist wie 2021. Oder ob es sich beim Fall von Karlsruhe um einzelne schwarze Schafe handelt.

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