Nach anhaltender Kritik an seinem autoritären Führungsstil will das baden-württembergische Kunstministerium den Vertrag des Generalintendanten zum Sommer nächsten Jahres auflösen. Die Personalratsvorsitzende des Badischen Staatstheaters, Barbara Kistner, betonte gegenüber dem SWR, dass es aber nicht reiche, den Kopf auszutauschen. Sie hoffe, dass der angestoßene Zukunftsprozess vorangetrieben werde, um geltende Strukturen und Arbeitsverhältnisse zu verbessern.
Vertragsauflösung zum Ende der Spielzeit
Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) und Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) empfehlen dem Verwaltungsrat des Theaters, den Vertrag mit Peter Spuhler zum Beginn der nächsten Spielzeit aufzulösen. Das teilte das Kunstministerium am Mittwoch überraschend mit. Vorerst ist es nur eine Empfehlung an den Verwaltungsrat, aber damit ist das Schicksal des Theaterintendanten wohl besiegelt.
Eigentlich hätte Peter Spuhler im September 2021 seine dritte Intendanz-Periode für weitere fünf Jahre beginnen sollen. Doch nach monatelangen Querelen um seinen autoritären Führungsstil, haben die Verantwortlichen jetzt die Reißleine gezogen.
Entscheidung nach vielen Gesprächen am Theater
Das Ministerium teilte mit, es habe diese Entscheidung nach "zahlreichen Gesprächen am Badischen Staatstheater" getroffen. Peter Spuhler sei grundsätzlich dazu bereit, seine dritte Amtsperiode nicht anzutreten, heißt es in der Mitteilung aus Stuttgart. Die Vertragsauflösung soll im gegenseitigen Einvernehmen ausgehandelt werden.
Die im Sommer beschlossenen Maßnahmen zur Verbesserung der Führungs- und Entscheidungsstrukturen am Haus sollen weiter konsequent umgesetzt werden.
Hatte Wahlkampf Einfluss auf Entscheidung?
"Es hatte Einfluss auf meine Nervosität, weil ich mich ständig Vorwürfen ausgesetzt sehe, aber keinen Einfluss auf meine Entscheidung."
Die Frage, ob der kommunalpolitische Druck im Oberbürgermeister-Wahlkampf Einfluss auf die Entscheidung gehabt hat, verneint der Amtsinhaber Frank Mentrup (SPD). Er sei sich sicher, dass er auch unabhängig vom Wahlkampf aufgrund der Analyseergebnisse zu derselben Entscheidung gekommen wäre.
CDU wirft Mentrup Wahlkampftaktik vor
Die Karlsruher CDU-Fraktion warf Mentrup Wahlkampftaktik vor, nachdem er die Entscheidung monatelang zulasten der Beschäftigten verschleppt habe.
Soll es künftig noch einen Generalintendanten geben?
"Das Modell des Generalintendanten hat ausgedient. Es braucht deutliche Veränderungen hin zu einer Teamlösung und Gestaltungsraum der Sparten."
Der ehemalige Schauspieler und Personalrat am Badischen Staatstheater, Michel Brandt, der heute für die Linken im Bundestag sitzt, begrüßte die Vertragsbeendigung. Die Belegschaft müsse in den Umstrukturierungsprozess einbezogen werden. Die Gewerkschaften müssten im Verwaltungsrat vertreten sein, forderte Brandt. Ziel müssten ein gutes Arbeitsklima und vernünftige Arbeitsbedingungen für Künstler und Beschäftigte hinter der Bühne sein.