Die AWO Karlsruhe fordert von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mehr Geld für die Pflege, damit mehr Zeit für die Betreuung der Patienten bleibt.

Internationaler Tag der Pflege

Kollaps verhindern: AWO Karlsruhe fordert mehr Geld für Pflege

Stand
Autor/in
Mirka Tiede
SWR-Reporterin steht in einem Großraumbüro

Zu wenig Personal: Um einen Kollaps zu verhindern, fordert die AWO Karlsruhe vom Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter anderem mehr Geld für Pflegeeinrichtungen.

"Die Situation in der Pflege ist heute dramatischer denn je", erklärt Clarissa Simon von der AWO Karlsruhe. Deswegen hat der Wohlfahrtsverband zum Tag der Pflege eine Kampagne gestartet, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

"Finanzierung - Wertschätzung - Bürokratieabbau" ist die Forderung. Die AWO Karlsruhe hat sie auf Postkarten gedruckt und an den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) adressiert. Jeder kann sie unterschreiben und selbst losschicken.

SWR-Reporterin Mirka Tiede berichtet über die Situation der Pflege in Karlsruhe:

AWO Karlsruhe: Postkarten sollen Druck auf Lauterbach erhöhen

Die Postkarten liegen in den fünf Seniorenzentren, der mobilen Pflege und der Tagespflegeeinrichtung der AWO Karlsruhe aus. Interessierte können sie unterschreiben und bis Anfang Juni selbst losschicken.

Die Aktion solle vor allem den Druck auf den Bundesgesundheitsminister erhöhen, der bis Mai 2024 konkrete Pläne für eine "stabile und nachhaltige Finanzierung der Pflegeversicherung" vorlegen will. 

Weil die Pflegebedürftigkeit ein unkalkulierbares finanzielles Risiko darstelle, wünscht sich die AWO Karlsruhe auch die Forcierung Lauterbachs einer "Vollkaskoversicherung". Denn die Pflegebedürftigkeit dürfe nicht wie im Moment in die Sozialhilfe zwingen.

Belastung in Pflege ist gestiegen

Die Belastung in der Pflege sei gestiegen, erklärt Simon. Die Betreuung der Patienten wird immer pflegeintensiver. Denn die Menschen kommen immer später in die Pflegeeinrichtungen. Sie haben häufig mehrere Krankheiten und es gibt mehr demente Patienten.

Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Bürokratie, die von den Pflegekräften bewältigt werden muss. An einem achtstündigen Arbeitstag fließen etwa zwei Stunden in die Dokumentation, erklärt Sabrina Kaya, Koordinatorin der jungen Pflege AWO Karlsruhe. Dadurch gibt es immer weniger Zeit für den Menschen selbst.

Bürokratie in Pflege könnte gesenkt werden

"Wir müssen jeden einzelnen Schritt dokumentieren."

"Da ist sehr viel Spielraum da, das enger zu fassen und Zeit zu sparen", erklärt Gabriele Volk. Die Heime werden von verschiedenen Institutionen kontrolliert. Die Heimleitung schlägt vor, dass sich diese Institutionen sich vernetzten und die Kontrollen gemeinsam machen."

Personalmangel setzt Pflege zu

Es gibt auch immer weniger Personal in der Pflege. Viele der Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen stehen kurz vor der Rente, junge Bewerber oder Bewerberinnen kommen nicht nach. Das Problem hat auch das Anna Leimbach Haus der AWO Karlsruhe. "Es ist so, dass wir mit unserer Personaldecke die Dienste gerade so abdecken können", erklärt die Heimleitung Gabriele Volk. Neben dem Personalmangel ist dafür der hohe Krankenstand und die momentane Urlaubssituation verantwortlich.

Mehr Gehalt, mehr Urlaubstage, flexiblere Arbeitszeitmodelle wie zum Beispiel die Vier-Tage-Woche, Betriebskindertagesstätten und flexiblere Betreuungsmöglichkeiten: Diese Vorschläge nennt die Heimleitung, um den Beruf auch für Jüngere attraktiver zu machen. Für die älteren Mitarbeiter bräuchte es aber auch Fördermöglichkeiten und Arbeitserleichterungen.

Sabrina Kaya von der AWO Karlsruhe schiebt ihre Patientin durch einen Flur. Sie arbeitet trotz der hohen Belastung gerne in der Pflege.
Sabrina Kaya von der AWO Karlsruhe arbeitet trotz der hohen Belastung gerne in der Pflege.

Pflege als attraktiver Beruf

Von der Politik wünscht sich Volk eine gute Lobbyarbeit, um den Beruf attraktiv zu machen. Denn die Pflege sei eine tolle Arbeit. Auch Kaya ist von ihrem Beruf überzeugt. Trotz der aktuell hohen Belastung mache sie die Arbeit gerne. "Man weint oder lacht auch mal zusammen. Es ist ein Geben und Nehmen."

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