Wertvolles Fundstück: Soldatenhelm im Generallandesarchiv in Karlsruhe (Foto: SWR)

Gedenken an 150 verschüttete Soldaten

Generallandesarchiv Karlsruhe: Ausstellung zu "Der Tod im Winterberg-Tunnel"

Stand
AUTOR/IN
Fabiola Germer

Etwa 150 badische Soldaten wurden im 1. Weltkrieg bei einem Gefecht mit französischen Truppen im Winterberg-Tunnel verschüttet. Ihre Leichen wurden nie geborgen.

Am 04. Mai 1917 liefern sich deutsche und französische Truppen blutige Kämpfe bei Craonne am Chemin des Dames im Norden Frankreichs. Deutsche Soldaten des badischen Reserve-Infanterie-Regiments 111 hatten dort begonnen einen Tunnel zu graben: Den Winterberg-Tunnel. Er sollte als Versorgungsstation dienen, bedeutet aber für etwa 150 Männer schlussendlich den Tod.

Ausstellung gegen das Vergessen

Die Ausstellung im Generallandesarchiv in Karlsruhe soll an das Unglück und die verstorbenen Soldaten erinnern und ihnen ihre Geschichte zurückgeben, sagt Rainer Brüning. Er ist der Kurator der Ausstellung. Zwei Soldaten haben das Unglück überlebt und konnten mit ihren Augenzeugenberichten einen wichtigen Teil zur Aufarbeitung beitragen, so Brüning. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung gezeigt.

picture alliancedpa | Uli Deck (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Ein Teil der Ausstellung "Der Tod im Winterberg-Tunnel" im Generallandesarchiv in Karlsruhe

Schwerer Beschuss lässt Eingang einstürzen

Gegen 11.30 Uhr soll es dann am 4. Mai 1917 zu dem tragischen Unglück gekommen sein: Die französische Armee näherte sich den Deutschen und startete ein schweres Artillerie-Feuer. Um Schutz zu finden, flüchteten sich die deutschen Soldaten in die Stollen des Winterberg-Tunnels. Schwere Geschütze trafen den Eingang, wo Munition gelagert wurde. Es kam zu einer Explosion, die den Eingang einstürzen ließ.

Berichte von Überlebenden und letzte Briefe von Soldaten vor dem Unglück

In der Ausstellung gibt es insgesamt zehn Stationen, die einen tiefen Einblick in die Tragödie geben sollen. Unter anderem werden auch letzte Briefe von den verstorbenen Soldaten gezeigt, die sie Tage vor dem Unglück noch an Angehörige verschickt hatten.

"Ein Soldat konnte sich nach zwei Tagen befreien und schreibt im Anschluss daran einen ausführlichen Augenzeugenbericht an seine Frau. Es ist ein Bericht aus der Hölle."

Zu sehen ist auch ein Brief, den ein Soldat an seine Frau geschrieben hatte, um ihr von dem Unglück zu berichten. Dieses wichtige Zeitzeugnis ist erst im Dezember 2021 aufgetaucht. "Der Brief war ein großer Glücksfall und wird hier in unserer Ausstellung zum ersten Mal gezeigt", sagt Rainer Brüning. Ein Enkel des Soldaten hatte ihn zur Verfügung gestellt. So konnten auch die tragischen Stunden im Winterberg-Tunnel nachvollzogen werden.

"Der Tunnel war 250 Meter lang. Hunderte Menschen waren dort eingepfercht. Es war heiß und es gab keinen Sauerstoff. "

Tunnel-Eingang konnte 2020 gefunden werden

Der Tunnel galt lange als verschollen. Nach den Kampfhandlungen 1917 konnte er laut Kurator Brüning nicht mehr gefunden werden. Über ein Jahrhundert später dann der Erfolg: Der Tunnel-Eingang wurde entdeckt und konnte teilweise ausgegraben werden, außerdem wurden Gegenstände entdeckt: Ein Soldaten-Helm und ein getragener Mantel eines Verstorbenen Soldaten sind in der Ausstellung zu sehen. Und auch die Augenzeugenberichte gibt es zum Nachlesen.

Wanderausstellung in zwei Sprachen

Die Ausstellung wird auf französisch und auf deutsch gezeigt. In Karlsruhe wird sie vom 19. Mai bis zum 14. August zu sehen sein. Danach wird sie durch Deutschland, Belgien und Frankreich reisen. Unterstützt wird das Projekt vom Verein Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der auch auch die Grabungsfunde zur Verfügung stellt.

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Fabiola Germer