Paul Buck aus Eggenstein-Leopoldshafen (Kreis Karlsruhe) wäre gerne auf das Karlsruher Humboldt-Gymnasium gegangen. Dort gibt es fünf G9-Klassen. Doch Paul bekam eine Absage, bedauern seine Eltern Anja und Thorsten Buck. Tränen habe das bei ihnen ausgelöst.
Pauls beste Freundin und weitere Kinder aus seinem Freundeskreis dürfen auf das Humboldt-Gymnasium, Paul aber nicht. Denn Paul hat leider kein Geschwisterkind auf diesem Gymnasium und wohnt zu weit weg. Er würde gerne auf ein neunjähriges Gymnasium gehen - und er weiß auch genau warum. Dann hätte er mehr Zeit für seine vielen sportlichen Interessen wie Fußball, Leichtathletik und Aikido, aber auch für die Jugendfeuerwehr im Ort.
In Karlsruhe gibt es nur im Humboldt-Gymnasium G9-Klassen
Der Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums, Ulrich Hecking, betont, das Interesse an G9 sei unvermindert groß. "Wir haben immer mehr Schüler, als wir aufnehmen können", sagt der Rektor des einzigen Gymnasiums in Karlsruhe, das G9 anbietet.
Durch den Nachmittagsunterricht in einem G8-Gymnasium müsste Paul sein Freizeitprogramm deutlich kürzen, sagt Mutter Anja.
Vater Thorsten Buck beklagt die Auswirkungen auf die Vereine. Immer weniger Kinder und Jugendliche engagieren sich im Sportverein oder bei der Feuerwehr, weil der Druck der Schule zu groß sei und der Nachmittagsunterricht keine Zeit mehr für andere Aktivitäten lasse.
Mehrheit der Eltern für G9
Über 90 Prozent der Eltern wünschen sich laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Philologenverbandes Baden-Württemberg eine Rückkehr zu G9. "Die Landespolitik muss endlich die Konsequenzen aus dieser deutlichen Positionierung der Eltern ziehen und zusätzliche G9-Angebote an den Gymnasien schaffen", hatte dessen Vorsitzender Ralf Scholl gefordert.
Kultusministerin will an G8 festhalten
Kultusministerin Theresa Schopper von den Grünen will dem nicht folgen. Der Andrang auf G9 sei zwar groß, räumt sie ein. Aber auch die Anmeldungen für G8 stiegen immer wieder an. Über 40 Prozent der Kinder wähle ein allgemeinbildendes Gymnasium.
Und auch der Druck auf die Kinder zu Lasten der Vereine sei kein Argument, so Schopper. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich das Freizeitverhalten zwischen den beiden Schulformen kaum unterscheide.
Schicksal der G9-Modellschulen entscheidet sich im Herbst
Die Forderung, als Corona-Ausgleich G8-Gymnasien in G9-Schulen umzuwandeln, sei aus Kostengründen nicht umsetzbar, so Theresa Schopper weiter. Was mit den 43 G9-Modellschulen im Land passieren soll, müsse im Herbst entschieden werden. Damit bei den Anmeldungen im kommenden Jahr klar sei, welche Schulformen zur Verfügung stehen.