"In vielen Köpfen schlummert immer noch das alte Schreckgespenst AIDS. Dies führt noch viel zu oft zu Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen." Mit diesen Worten prangern Vertreter der AIDS-Hilfe Karlsruhe e.V. anlässlich des Welt-AIDS-Tags das weit verbreitete Unwissen und die vielen Vorurteile in der Gesellschaft an, die es rund um das Thema HIV und das Immunschwäche-Virus gebe. Dabei sei eine HIV-Infektion heute medizinisch kein Problem mehr, da sehr gut therapierbar.
AIDS: Angst vor Ausgrenzung
Ausgrenzung erleben auch Frauen, die Familie haben und HIV-positiv sind. AIDS-Hilfe-Beraterin Petra Axamit leitet seit vielen Jahren eine Frauenselbsthilfe-Gruppe in Karlsruhe und kennt die typischen Probleme von Betroffenen.
"Gerade Frauen leben heute in einer besonderen Situation, wenn sie Familie und Kinder haben, weil sie Sorgen haben müssen, dass ihre Kinder Stigmatisierungen ausgesetzt sind, wenn ihre HIV-Infektion bekannt wird", so Petra Axamit. "Wir hatten schon den Fall, da durften die Kinder auf dem Spielplatz nicht mehr mit anderen Kinder spielen. Es gab Diskriminierung im Supermarkt und in der Nachbarschaft. Am Ende ist die Familie weggezogen." Sie selbst rate daher Betroffenen zu großer Vorsicht, sich mit HIV zu outen, dazu biete sie Frauen Unterstützung an, wenn es um den Umgang mit HIV innerhalb der Familien oder am Arbeitsplatz gehe.
Große Chancen auf ein normales Leben
In der Region Karlsruhe/Rastatt/Baden-Baden lebten laut AIDS-Hilfe Karlsruhe im vergangenen Jahr 1.100 Menschen mit einer HIV-Diagnose. Dazu kommt noch eine Dunkelziffer von rund 70 Personen, die bisher nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, aber positiv sind. Ein Risiko, denn wenn Menschen unwissentlich infiziert sind, können sie das Virus an andere weitergeben. Dabei hat der Großteil der infizierten Personen, die sich rechtzeitig auf HIV testen lassen und nach einer positiven Diagnose rasch in medizinische Behandlung begeben, heute gute Chancen auf ein nahezu normales Leben.
Wichtig: Unter Therapie ist HIV für andere nicht ansteckend, betonen die AIDS-Hilfe-Berater. Denn gerade im Gesundheitswesen gebe es weit verbreitete Vorurteile gegenüber Betroffenen, bis hin zur Stigmatisierung. So komme es vor, dass etwa Zahnarztstühle nach dem Kontakt mit HIV-positiven Patienten unnötigerweise desinfiziert werden. Oder Betroffene würden von Ärzten oder Pflegern abgewiesen, wenn sie sich als HIV-positiv zu erkennen geben.
Schulungen für medizinisches Personal in Karlsruhe
Um aufzuklären führen Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Karlsruhe deshalb regelmäßig Infoveranstaltungen in Karlsruher Pflegeschulen durch. Sie informieren über mögliche HIV-Übertragungswege in der Pflege und versuchen so, eine bessere Ausbildung rund um die Themen AIDS und HIV am Bildungscampus des Klinikums Karlsruhe zu erzielen.
AIDS-Hilfe-Karlsruhe berät seit über 35 Jahren
Seit 1985, dem Höhepunkt der AIDS-Pandemie, gibt es die AIDS-Hilfe-Karlsruhe. Seitdem berät und begleitet sie Menschen, die sich mit dem Immunschwäche-Virus HIV infiziert haben oder bereits an AIDS erkrankt sind. Rund 1.000 Menschen mit einer HIV-Erkrankung gibt es im Zuständigkeitsbereich der Karlsruher AIDS-Hilfe, die die Städte Karlsruhe und Baden-Baden sowie die Landkreis Karlsruhe und Rastatt umfasst.
"Check-Point"-Angebot wird erweitert
Ab 1. Dezember wird das gut nachgefragte "Check-Point"-Angebot der AIDS-Hilfe-Karlsruhe um den sogenannten "Prep-Check" erweitert. Jeweils am ersten Donnerstag im Monat können sich Menschen in der Beratungsstelle in der Karlsruher Sophienstraße auf eine mögliche HIV-Infektion oder andere sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen. Für Selbstzahler werden auch begleitende Untersuchungen im Rahmen des sogenannten "Prep-Checks" angeboten. Sie richten sich an Menschen, die Medikamente einnehmen, um einer HIV-Infektion vorzubeugen und werden in der Karlsruher AIDS-Hilfe von Ärzten durchgeführt.