Zu Prozessbeginn gab der Angeklagte an, dass es finanzielle Streitigkeiten mit seiner Tochter und deren Ehemann gegeben habe. Die Situation sei zum Schluss unerträglich für ihn gewesen und er habe im März spontan ein Zeichen setzen wollen, so der Angeklagte. Allerdings habe er niemanden töten wollen und nicht beabsichtigt, dass das Mehrfamilienhaus in Malsch (Landkreis Karlsruhe) komplett abbrennt.
"Sie sollten merken, dass das so nicht weitergeht!"

Was passierte im März 2021?
Laut Anklage hatte der 88-Jährige am Abend des 21. März zunächst Benzin gegen die Terrassentür geschüttet. Als dann der Schwiegersohn dazukam, soll auch ihn Benzin getroffen haben. Im Anschluss soll der Angeklagte ein brennendes Streichholz in seine Richtung geworfen haben. Der Schwiegersohn sei nach der Tat brennend ins Haus gelaufen und habe die Flammen an seinem Körper selbst gelöscht, so die Ermittlungen. Er hat dabei Brandverletzungen an den Händen erlitten.
Der 88-jährige mutmaßliche Täter war danach mit einem Auto geflohen, konnte aber später von der Polizei verhaftet werden. Wegen des Brandes mussten neun Bewohner des Hauses und einige Nachbarn vorsorglich evakuiert werden. Es entstand ein Schaden von 1,4 Millionen Euro.
Steckte eine Mordabsicht hinter der Tat?
Der 60-jährige Schwiegersohn widersprach der Aussage des Angeklagten, nach der er niemanden habe töten wollen und unterstellte dem 88-Jährigen eine absichtliche Handlung. Auch die Tochter des Angeklagten sieht in der Tat Vorsatz und erklärte vor Gericht, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder zu verbalen, teilweise auch schriftlichen Drohungen durch den Vater gekommen sei.
"Ich stelle mir so oft die Frage, warum mein Vater, für den ich alles gemacht habe, mir alles nehmen wollte."
Laut ihrer Aussage habe ihr Vater ihren Ehemann gehasst. Bereits 2019 sei es zu einer Bedrohung durch den 88-Jährigen in dem Haus gekommen, bei der der Schwiegersohn die Polizei rufen musste. Die Narben durch den Brand im März 2021 seien zwar verheilt, aber er und seine Frau hätten auch heute noch nicht nur mit den psychologischen Folgen zu kämpfen.
"Gut geht es mir nicht!"
Zerwürfnis wegen komplizierter Finanzverflechtungen
Im Laufe des ersten Prozesstags wurde deutlich, dass es in der Vergangenheit vielschichtige finanzielle Verflechtungen zwischen dem Vater und der Tochter gegeben hatte. Dabei ging es unter anderem um Grundstückskäufe und Überschreibungen, Darlehen, Mieteinnahmen und ausstehende Mietschulden. Der 88-jährige Angeklagte behauptete, am Ende nicht mehr genug Geld zum Leben gehabt zu haben. Die Tochter widersprach und bescheinigte ihrem Vater einen cholerischen Charakter.
Für den Prozess vor dem Schwurgericht des Karlsruher Landgerichts sind bis Ende Oktober vier Verhandlungstage vorgesehen.