Eine ganze Kirche ganz für sich allein, egal zu welcher Uhrzeit - dieses außergewöhnliche Angebot bietet in dieser Woche die evangelische Kirche in der Enzkreisgemeinde Mönsheim. Die Aktion "24/7-Gebetsraum" will Menschen dazu einladen, sich auf eine besonders originelle Weise auf Ostern einzustellen.
Die Mönsheimer Nikolauskirche liegt mitten im Ort direkt an einer vielbefahrenen Durchgangsstraße. Der lebhafte Verkehr übertönt sogar die Glocken des Gotteshauses, die gerade neun Uhr geschlagen haben. Doch sobald Besucher die Kirchentür hinter sich schließen, lassen sie den Lärm des Alltags hinter sich und es herrscht andächtige Stille.

Nikolauskirche in Mönsheim: Altarraum wird zum Wohnzimmer
Drei Frauen haben sich an diesem Morgen im Altarraum versammelt. Die 20-jährige Sarai Vogelmann hat sich eine Gitarre geschnappt, gemeinsam singen sie aus bereitliegenden Liederbüchern moderne Kirchenlieder. Kuschelige Sessel, ausgelegte Teppiche und Leseecken haben den Raum in ein gemütliches Wohnzimmer verwandelt. Auch Getränke und ein Kaffeeautomat stehen den Besuchern zur Verfügung.

Sarai ist sogar schon zum zweiten Mal hier. Ihr erster Besuch war mitten in der Nacht. Die Stunde von 1 bis 2 Uhr habe sie in der Kirche verbracht. Das habe schon etwas ganz Besonderes, nachts völlig allein die Atmosphäre zu erleben. Absolut ruhig sei es, erzählt Sarai. Von draußen höre man überhaupt nichts.
Aus dem Bett zu kommen war eigentlich nicht schwer. Man macht es ja, um Zeit mit Gott zu verbringen.

24/7-Gebetsraum: Musizieren, Abendmahl feiern, Stille genießen
Gemeinsam mit ihrer Mutter Daniela und Margit Stähle hat sie sich für diesen Tag ein weiteres Mal ein Zeitfenster gebucht. Alle drei Frauen haben die Aktion mit vorbereitet. Eine Stunde lang wollen sie gemeinsam singen und beten. "Ich genieße die Zeit mit Gott ganz intensiv", sagt Daniela Vogelmann. Auch Margit Stähle nutzt nicht zum ersten Mal den Gebetsraum. Morgens um fünf sei sie gekommen, habe sich in einen der Sessel gesetzt und die Stille genossen.
Wer möchte, kann sich aber auch ans Keyboard setzen und Musik machen. Oder das Abendmahl feiern. Brot, Kelche und Traubensaft stehen bereit.
Ich mache so gut wie gar nichts, lasse meinen Gedanken freien Raum und komme so ins Gebet
Verschiedene Stationen im Altarraum beschäftigen sich mit der Passionsgeschichte. So geht es in einer Ecke um das Thema Einzug in Jerusalem. Auf Palmblättern kann jeder aufschreiben, was er oder sie auf dem Herzen hat oder wofür man dankbar ist. Am Taufbecken kann man sich – in Anlehnung an Pilatus - die Hände waschen. Als symbolischer Akt für die Vergebung, die Gott schenke, erläutert Daniela Vogelmann.
Hier Zeit zu verbringen, bedeutet für mich: Zuhause ankommen.

Aktion "24/7-Gebetsraum" will auf Bedeutung von Ostern hinweisen
Die Aktion 24-Stunden-Gebetsraum, so die drei Frauen, solle dazu anregen, sich wieder auf die eigentlich Bedeutung von Ostern zu besinnen, dem höchsten Fest der Christenheit. "Ich will mich fokussieren auf das, was wirklich zählt im Leben", sagt Margit Stähle. Und das tue der Seele einfach gut.
Bis Sonntag ist der 24-Stunden-Gebetsraum geöffnet. Nur noch wenige Zeitfenster sind frei. Man kann Gebetszeiten für sich alleine buchen oder mit anderen zusammen. Zusätzlich gibt es öffentliche Veranstaltungen wie Musikabende, Vorträge, einen Filmabend oder ein Brezelfrühstück.