Zuwanderung und Wirtschaft dominieren Bundestagswahl

Geht das Thema "Bezahlbares Wohnen" im Wahlkampf unter?

Stand

Von Autor/in Katharina Fuß

Trotz steigender Mieten und knappen Wohnraums spielt das Thema Wohnen im aktuellen Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle. Experten und Verbände fordern mehr Engagement der Politik.

Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt bereitet vielen Menschen Sorge. Steigende Mieten und begrenzter Wohnraum belasten zahlreiche Haushalte. Eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts zeigt: In Baden-Württemberg könnten im Jahr 2030 200.000 Sozialwohnungen fehlen, so viele wie in keinem anderen Bundesland. Dennoch findet das Thema im aktuellen Bundestagswahlkampf wenig Beachtung.

Schaut man sich die Plakate auf den Straßen an oder politische Talksshows im Fernsehen und im Radio, dann dominieren aktuell zwei Themen zur Wahl: Wirtschaft und Migration. Das beobachtet auch der Soziologe Mark Schwarz an der Uni Stuttgart, der sich mit Wohnpolitik beschäftigt.

Wohnen geht im Diskurs aktuell ein bisschen unter, was in der Tat sehr traurig ist, denn Wohnen muss jeder und Wohnen ist ein grundlegend politisches Thema.

Mieterbund in Baden-Württemberg warnt: Mieten explodieren

Dass die Politik sich dringend des Themas Wohnen annehmen müsse, findet auch der Mieterbund in Baden-Württemberg. Landesgeschäftsführer Udo Casper betont, Wohnen sei eines der zentralen Themen in der Gesellschaft: "Wohnraum wird immer knapper, vor allen Dingen bezahlbarer Wohnraum, der Sozialwohnungsbestand ist auf einem extremen Tiefststand und die Mieten explodieren."

Doch warum setzen die Parteien das Thema nicht ganz oben auf ihre Agenda? Casper vermutet, dass andere Themen derzeit dominieren: "Ich gehe mal davon aus, dass in den Parteien tatsächlich erkannt wurde, dass es ein wichtiges Thema ist, aber eben zurzeit in der öffentlichen Diskussion durch andere Themen überlagert wird."

Bauwirtschaft in Baden-Württemberg fordert weniger Bauvorschriften

Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg teilt diese Einschätzung. Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft, fordert von der Politik vor allem, dass wieder schneller gebaut werden kann - mit weniger Regeln.

Wir bauen heutzutage immer die Mercedes S-Klasse, aber es tut auch eine normale Ausstattung in der Wohnung. Viele Menschen wünschen sich das auch. Hier müssen wir unser Baurecht und die Vorschriften entschlacken.

Das planen die Parteien zum Thema Wohnen:

Dass beim Thema "Wohnen" und vor allem beim Thema "Bezahlbarer Wohnraum" etwas passieren muss, darüber sind sich alle einig. Die Forderungen sind aber unterschiedlich. Auch wenn Wohnen nicht das Top-Thema im Wahlkampf ist, steht es in allen Programmen. SPD, Grüne, Linke und BSW setzen auf Mietpreisbegrenzungen:

Wohnungsnot: Wahlprogramm 2025 BSW, Linke, Grüne und SPD

Während Union, AfD und FDP vor allem den Wohnungsbau beschleunigen wollen:

Wohnungsnot: Wahlprogramm 2025 AfD, FDP und Union

Experte: Mischung aus Mietenbegrenzung und Bauen als Lösung

Der Wohnexperte Mark Schwarz sieht die Lösung in einer Kombination beider Strategien: "Im Endeffekt wird das am Ende eine Mischung sein. Kurzfristig und mieterorientiert sind es natürlich diejenigen Vorschläge, die in der Miete entlasten." Denn Bauen brauche Zeit und vor den aktuellen Herausforderungen brauche es vor allem eins: bezahlbare Mieten, so der Soziologe.

Nach der Bundestagswahl wird sich vermutlich zeigen, ob das Thema Wohnen mehr Aufmerksamkeit erhält und welche Maßnahmen die zukünftige Bundesregierung ergreifen wird, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken.

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