Leidensdruck jetzt stark genug?

Innovationsforscherin fordert: "Deutsche Autokonzerne müssen in Krise endlich zusammenarbeiten"

Stand

Von Autor/in Henning Otte

Im Autoland BW sind wegen der Krise bis zu 60.000 Jobs in Gefahr. Die Wirtschaftsexpertin Katharina Hölzle hofft, dass der steigende Leidensdruck auch positive Folgen hat.   

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Angesichts der Krise der deutschen Autoindustrie dringt die führende Innovationsforscherin Katharina Hölzle auf eine Zusammenarbeit der großen Konzerne. "Was doch wirklich mal gut wäre, wenn die sich zusammentun würden und sagen: So, und jetzt denken wir mal für den Standort Deutschland oder womöglich für den Standort Europa das Thema Batterie zusammen", sagte die Stuttgarter Professorin im SWR-Videopodcast "Zur Sache! intensiv". Auch sollten Mercedes-Benz und Co. das Thema "Produktionssystem der Zukunft" zusammen denken. Sie verstehe nicht, dass es da kaum Kooperation gebe.

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Expertin kritisiert: Bedenken verhindern Kooperation

Hölzle, die auch Technologie-Beauftragte der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) ist, sagte, man habe die Firmenlenker der Industrie zwar schon zusammengebracht, um über Innovationen bei Produktionssystemen nachzudenken. "Aber es scheitert immer dann, wenn es darum geht: So, und jetzt werfen wir da auch wirklich mal substanziell Geld rein und investieren wirklich was", so die Chefin des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement an der Universität Stuttgart.

Die Unternehmen müssten nun dringend Daten austauschen und ihre Bücher öffnen. "Gemeinsam diese Sachen zu machen, damit tun sie sich wahnsinnig schwer." Ihr sei klar, dass dann immer gleich die Frage aufkomme, ob man sich gegenseitig die Kunden wegnehme. Zudem würden kartellrechtliche Bedenken angeführt. Sie sei nicht naiv und wisse: "Das ist ganz dünnes Eis." Dennoch stelle sie sich die Frage: "Können wir da nicht diesen Zusammenschluss aus Wirtschaft, aus Politik, aus Wissenschaft nehmen und sagen: Hier müssen wir jetzt alle mal was reinbuttern?"

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Hölzle: "Krise der Automobilindustrie war erwartbar"

Die Unternehmen müssten "ihre Kompetenzen und ihr Geld reinbuttern". Die Politik müsse eine Art "Experimentalraum" ermöglichen, in dem das Kartellrecht mal keine Rolle spiele. Die Forschung gebe ihr Wissen herein. "Und dann denken wir die Sachen wirklich nicht nur neu, sondern setzen sie dann auch um", sagte Hölzle, die auch Chefin des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart ist.

Dass die deutsche Autoindustrie in eine Krise rutsche, ist nach ihren Worten schon lange bekannt gewesen. "Es ist nicht so, dass wir es nicht wüssten. Und es ist auch nicht so, dass wir nicht vor fünf Jahren schon wussten, dass der Markt China uns wegbricht." Die Forscherin ist sich sicher: "Wir haben kein Erkenntnisproblem in Deutschland. Wir haben ein Umsetzungsproblem."

Hölzle sieht Chance für neue Wege

Hölzle sieht einen Großteil der Verantwortung bei den Konzernen, die sich auf ihren alten Geschäftsmodellen ausgeruht hätten. Es ärgere sie, "wie die sich gerade hinstellen und sagen: Oh Politik, du musst uns retten. Da denke ich mir: Ihr Lieben, ihr habt auch Hausaufgaben nicht gemacht, und zwar seit einigen Jahren."

Man habe gedacht, irgendwie werde man schon durchkommen. Aber: "Das Geschäftsmodell Deutschland ist seit 80 Jahren dasselbe: Friedensdividende, günstige Energie und Exportmärkte. Alle drei sind weg." Der "Leidensdruck" sei noch nicht groß genug gewesen. Doch nun bedeute die Krise eine Chance, endlich zusammenarbeiten.  

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