Die Umsetzung der Corona-Impfungen kostet Baden-Württemberg rund 60 Millionen Euro. Das geht aus dem Impfkonzept des Landes hervor, das das Kabinett am Dienstag verabschiedet hat. "Ziel ist, die Impflogistik und die benötigten Strukturen für eine mögliche Verimpfung zum 15. Dezember 2020 bereitzustellen", heißt es in dem Papier weiter.
Zentrale Impfzentren, mobile Impfteams und Kreisimpfzentren
Nach den bisherigen Plänen werden in den vier Regierungsbezirken insgesamt acht oder neun zentrale Impfzentren errichtet. Als erste Orte dafür wurden die Messen Freiburg, Ulm und Offenburg (Ortenaukreis) sowie die Karlsruher Messe und das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus genannt. Weitere Standorte seien noch in Planung, wie Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Dienstag dem Ministerrat mitteilte.

Die zentralen Impfzentren werden durch mobile Impfteams unterstützt, die Menschen in Alten- und Pflegeheimen sowie immobile Personen versorgen. In einem zweiten Schritt soll bis zum 15. Januar in jedem der 44 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg mindestens ein Kreisimpfzentrum aufgebaut werden. Insgesamt ist von rund 50 Kreisimpfzentren die Rede, die alle ebenfalls durch mobile Impfteams verstärkt werden.
Die Regelversorgung soll im zweiten Quartal 2021 für alle zur Verfügung stehen. "Das Land plant, sich dann aus der Verimpfung zurückzuziehen", heißt es im Konzept. Mittelfristig sollen die Impfungen dann in den Regelstrukturen, also in den Arztpraxen, stattfinden.
Sobald ein Impfstoff verfügbar ist, kann nach Angaben des Sozialministeriums mit den Impfungen begonnen werden. Lucha hatte bereits angekündigt, dass vom Impfstoff-Kandidaten von Biontech/Pfizer in einer ersten Tranche fünf Millionen Impfdosen bundesweit verfügbar sein sollen, davon in Baden-Württemberg 600.000. Auch der US-Konzern Moderna hofft, in der zweiten Dezemberhälfte eine bedingte Marktzulassung zu bekommen. "Darüber dürfen wir alle sehr froh sein", sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag. "Der Impfstoff ist das Mittel zur Rückkehr zum gewohnten Leben."
Vorrang für Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal
Die Impfung wird freiwillig sein. Da nicht sofort genügend Impfstoff für alle vorhanden sein wird, muss priorisiert werden. Baden-Württemberg hält sich dabei an eine Empfehlung, die die Ständige Impfkommission (STIKO) gemeinsam mit Ethikrat und der Wissenschaftsakademie Leopoldina erarbeitet hat. Demnach sollen zunächst ältere Menschen geimpft werden, außerdem Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen sowie das medizinische Personal, später die Angestellten der Gesundheitsämter, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher.
Zum Start mindestens 1.500 Impfungen täglich
Landesweit sollen bei Betrieb aller zentralen Impfzentren mindestens 1.500 Menschen täglich geimpft werden können. In den Kreisimpfzentren plant das Sozialministerium mit etwa 750 Impfungen pro Tag. Eine Impfung soll an sieben Tagen der Woche von 7 bis 21 Uhr möglich sein. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Impfung in zwei Dosen verabreicht wird - im Abstand von 21 bis 28 Tagen. Die Terminvergabe soll zentral über die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 erfolgen.
Hoher Personalaufwand
Für den Betrieb eines zentralen Impfzentrums werden laut Sozialministerium etwa 1.100 Personen benötigt, in Kreisimpfzentren sollen insgesamt rund 3.300 Menschen arbeiten. Eingeplant werden vor allem Ärztinnen und Ärzte aus den Unikliniken, gebraucht werden aber auch Reinigungskräfte, Dolmetscher, Fahrerinnen und Mitarbeitende für die Registrierung und Dokumentation sowie medizinisches Fachpersonal für die Impfungen ebenso wie Sicherheitskräfte.
Knapp 60 Millionen Euro allein für Impfzentren
Für Personal- und Sachkosten allein in den Impfzentren erwartet das Land bis Mitte April rund 58,2 Millionen Euro Kosten. Die Beschaffung des Impfbestecks und die Impfstoff-Logistik ist bereits mit 15 Millionen Euro veranschlagt und genehmigt. Die Kosten trägt laut Konzept das Land zunächst vollständig selbst. Geplant ist aber, dass sich die gesetzliche Krankenversicherung zur Hälfte daran beteiligt. Rechtlich bindend ist das allerdings nicht. Mehrere Medien hatten zuvor bereits über die Kostenplanung berichtet.
Probedurchlauf: Massenimpfung in Ulm geübt
Erst am Wochenende waren die Abläufe einer Massenimpfung von bis zu 1.500 Personen pro Tag im geplanten Impfzentrum in der Ulmer Messe geübt worden: