In Baden-Württemberg können immer mehr Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Das geht aus Zahlen des Landeswirtschaftsministeriums hervor, die dem SWR vorliegen.
Daten der baden-württembergischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass vor allem im Einzelhandel viele Ausbildungsmöglichkeiten nicht genutzt werden. Demnach gibt es im Land noch rund 2.800 freie Ausbildungsplätze als Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel. Bei Verkäufern und Verkäuferinnen sind rund 2.200 Ausbildungsstellen nicht besetzt.
Über den Mangel an Auszubildenden berichtet Christian Susanka aus der SWR-Redaktion Landespolitik Baden-Württemberg:
Fast 36.000 Ausbildungsplätze in BW unbesetzt
Der Mangel an Auszubildenden ist ein seit Jahren wachsender Trend in Baden-Württemberg. Insgesamt blieben im Juli fast 36.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Das sind über ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr. Damals konnten rund 28.000 Ausbildungsstellen nicht vergeben werden.
Laut Wirtschaftsministerium gibt es auch immer mehr Ausbildungsstellen im Vergleich zur Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Im September 2020 kamen demnach durchschnittlich 78 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen. Im September 2021 waren es noch 73 und im Juli 2022 noch 63 Bewerberinnen und Bewerber.
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Demografischer Wandel, schlechtes Image und Corona
Als mögliche Gründe für den Azubimangel nennt das Wirtschaftsministerium demografische Entwicklungen oder das Image von Ausbildungsberufen. Auch vorstellbar seien unterschiedliche Vorstellungen zwischen Ausbildungsstellen und Bewerberinnen und Bewerbern bezüglich der Ausbildungsinhalte sowie beruflichen Tätigkeiten.
Verstärkt wurden die Probleme demnach auch durch die Corona-Pandemie. Jugendliche hätten weniger Möglichkeiten gehabt, berufspraktische Erfahrungen zu sammeln. Außerdem würden viele einen längeren Schulbesuch einer Berufsausbildung vorziehen.
Ausbildungsplätze sollen attraktiver werden
Das Land Baden-Württemberg will Ausbildungsplätze daher attraktiver machen. "Ziel der Landesregierung ist es, mehr Jugendliche für eine berufliche Ausbildung zu gewinnen. Sie ist der akademischen Bildung gleichwertig und sollte daher die gleiche Wertschätzung erhalten", so Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU).
Dazu sollen künftig unter anderem Auszubildende ihre Berufe an Schulen vorstellen. Außerdem will die Landesregierung das Programm "ProBeruf" fördern. Hier können Schülerinnen und Schüler von Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen in überbetrieblichen Bildungsstätten Berufe erproben.