BW-Tierschutzbeauftragte: Zahl verletzter Tiere steigt

Nachtfahrverbote nötig? Warum Mähroboter für Igel tödlich sind

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Mähroboter sind für Igel eine große Gefahr. Der Sommer endet für viele Tiere mit schlimmen, teils tödlichen Verletzungen. Nachts sollten die Geräte nicht fahren dürfen, fordern Naturschützer.

In vielen Gärten rollen sie längst wieder: Mähroboter, die den Rasen ohne eigene Anstrengung kurz halten sollen. Speziell für Igel sind sie eine tödliche Gefahr. Die nachtaktiven Tiere laufen nicht weg, sondern rollen sich ein, wie Julia Stubenbord, Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württemberg, erklärt. Mit der Zahl der Mähroboter habe deshalb die Zahl verletzter Igel stark zugenommen.

Expertinnen und Experten, unter anderem des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), fordern schon seit längerem ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. Einige Gemeinden wie Mainz, Köln und demnächst Erfurt haben das bereits eingeführt.

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Tierleid und Schmerz bleiben oft unbemerkt

Das Institut hatte im vergangenen Jahr zusammen mit Igel-Auffangstationen Zahlen veröffentlicht: Allein von Juni 2022 bis Oktober 2023 wurden demnach bundesweit 370 Igel mit Schnittverletzungen gemeldet. Fast die Hälfte (47 Prozent) überlebte nicht. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer nicht entdeckter verletzter oder getöteter Tiere, da überrollte Igel, wenn sie körperlich noch dazu in der Lage sind, in den Schutz von Hecken und Gebüsch flüchten, wie es hieß.

Mindestens 60 Prozent der Igel mit Schnittverletzungen seien erst Tage oder gar Wochen nach dem Unfall gefunden worden, erklärte Anne Berger vom Leibniz-IZW. Sie hätten also über einen langen Zeitraum erheblich leiden müssen. "Solches Tierleid ist gesetzlich verboten, sofern es Alternativen gibt, die kein Tierleid verursachen", so Berger.

Immer weniger Igel sind unterwegs

Die Zahl der Igel schwindet - nicht allein wegen der Roboter. Der Deutschen Wildtierstiftung zufolge mangelt es den Tieren in der modernen Agrarlandschaft und in ausgeräumt-ordentlichen Gärten an geeignetem Lebensraum. Viele Igel werden überfahren oder finden wegen des rasanten Insektenrückgangs zu wenig Nahrung.

In Deutschland steht der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) auf der Vorwarnliste der Roten Liste, auf der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist er als "potenziell gefährdet" eingestuft.

Was sagen Hersteller?

Der Hersteller von Mährobotern Stihl mit Hauptsitz in Waiblingen teilte mit, dem Unternehmen sei bewusst, dass Mähroboter für Igel ein Verletzungsrisiko darstellen. "Wir haben bei der Entwicklung der aktuellen Generation unserer Mähroboter viel dafür getan, um dieses Risiko zu reduzieren", sagte eine Sprecherin.

Zum Schutz dämmerungs- und nachtaktiver Tiere sei in den voreingestellten Mäh-Plänen eine Nachtaktivierung nicht vorgesehen. Wird eine Nachtaktivierung vom Nutzer explizit gewünscht und in der Mähroboter-App programmiert, erhält der Nutzer demnach einen Hinweis, dass dies zum Schutz von Kleintieren vermieden werden sollte.

Der BUND rät, zu hinterfragen, ob es überhaupt ein Mähroboter sein muss: Wer ihn weglasse, tue neben den Igeln auch Insekten, Amphibien und anderen Tieren etwas Gutes. Wenn der Rasen höher wachsen und blühen dürfe, sei das ein echter Gewinn für die Artenvielfalt.

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