In Stuttgart demonstrieren Beschäftigte von Industriebetrieben im Rahmen eines IG Metall-Aktionstages (Foto: SWR, Vera Neuhausen)

Sozial-ökologischer Wandel der Industrie?

IG-Metall-Aktionstag: Tausende demonstrieren in Stuttgart für fairen Strukturwandel

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Einen ökologischen Umbau der Industrie - ohne Jobs zu gefährden: Für dieses Ziel sind am Freitag in Stuttgart tausende Industriebeschäftigte auf die Straßen gegangen.

Die Demonstration in Stuttgart fand im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages der IG Metall statt. 10.000 Beschäftigte aus ganz Baden-Württemberg sind nach Gewerkschaftsangaben dem Ruf gefolgt und durch die Stuttgarter Innenstadt gezogen. Angeführt wurde der Zug von Gewerkschaftern des Motorenwerks in Stuttgart-Untertürkheim. Ziel war der Stuttgarter Stadtgarten, wo es eine Abschlusskundgebung gab.

Die Demonstrierenden forderterten einen sozialen und ökologischen Wandel der Industrie. IG Metall Bezirkschef Roman Zitzelsberger sagte, seine Gewerkschaft stehe hinter der Transformation der Betriebe hin zu elektrischen Antrieben und mehr Klimaschutz. Allerdings brauche es dazu die Unterstützung einer möglichen neuen Bundesregierung.

Forderung: 500 Milliarden öffentliche Investitionen

Im nächsten Jahrzehnt werde daher ein Paket von mindestens 500 Milliarden Euro benötigt, um eine Infrastruktur für neue Mobilität, Digitalisierung und Qualifizierung der Beschäftigten zu schaffen, sagte Zitzelsberger auf der Kundgebung. Die IG Metall fordert, dass die Transformation nicht auf Kosten der Beschäftigten und ihrer Arbeitsplätze gehen dürfe. Die Lasten des Wandels müssten fair verteilt werden.

Hinterkopf eines Mannes mit roter "IG Metall"-Mütze (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Marijan Murat)
Die IG Metall wünscht sich Wandel, aber nicht auf Kosten von Arbeitsplätzen.

Die IG Metall fordert eine tragfähige Perspektive für zukunftsfähige Arbeitsplätze an den Standorten, die von der technologischen Transformation besonders betroffen sind. Nötig seien eine Qualifizierungsoffensive und gute Ausbildung vor Ort.

Die Veranstaltung in Stuttgart war die größte im Rahmen des Aktionstages der Industriegewerkschaft. An insgesamt 50 Orten im gesamten Bundesgebiet hat die IG Metall zu Protestveranstaltungen aufgerufen, 50.000 Beschäftigte haben der Gewerkschaft zufolge an den Aktionen teilgenommen.

Kritik aus FDP-Landtagsfraktion

Das klare Bekenntnis der IG Metall zur Elektrifizierung der Autoindustrie sorgte auch für Kritik. Friedrich Haag, Mitglied der FDP im Stuttgarter Landtag, äußerte in einem Statement, durch das Aus des Verbrenners sei in der Autobranche jede zehnte Stelle in Gefahr. Wenn IG-Metall-BW-Chef Zitzelsberger eine klimagerechte Industrie fordere, solle er diese Einschnitte nicht verheimlichen, so Haag.

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