Zwei Frauen schützen sich am Rheinufer in der Kölner Altstadt mit einem Regenschirm vor der Sonne. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd)

Hitzeschutz in den Kommunen

Wie manche Städte in Baden-Württemberg für Abkühlung sorgen wollen

Stand

Wie schützt man die Bevölkerung vor dem immer heißer werdenden Klima? Mannheim hat einen Plan - als eine der wenigen Städte in Deutschland.

Am Dienstag hat die aktuelle Hitzewelle ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. In Teilen Baden-Württembergs wurden laut Deutschem Wetterdienst (DWD) Temperaturen von fast 39 Grad erreicht (Stand: Dienstag, 19 Uhr).

Stadt Mannheim hat ein eigenes Hitze-Team

Angesichts der aktuellen Hitzewelle werden vermehrt Forderungen nach Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung laut. Einen bundesweiten Hitzeaktionsplan gibt es nicht. Noch ist das in Deutschland Sache der Länder und Kommunen. Mannheim in der Rhein-Neckar-Region ist eine der wenigen Städte bundesweit, die auf die extreme Hitze vorbereitet sind. Die Stadt hat ein Team aus Expertinnen und Experten für Klima, Umwelt und Gesundheit eingesetzt. Gemeinsam haben sie einen Hitzeaktionsplan erarbeitet. Auch eine Karte mit Orten, wo Mannheimerinnen und Mannheimer sich abkühlen können, ist Teil des Konzepts.

Der Leiter des Mannheimer Gesundheitsamtes Peter Schäfer erklärt dem SWR den Hitzeaktionsplan:

Info-Blätter statt Aktionsplan

In der Region Stuttgart sucht man solche Aktionspläne bislang vergebens. Die Kommunen setzen vor allem auf Info-Blätter. Darin wird beispielsweise empfohlen, am Tag zirka 1,5 Liter zu trinken. Wie das von morgens bis abends über den Tag verteilt aussehen könnte, zeigt ein Trinkplan. Außerdem gibt es Tipps dazu, welcher Hauttyp welchen Lichtschutzfaktor bei Sonnencreme benötigt und was bei einem Hitzschlag zu tun ist. Die Stadt Stuttgart etwa teilte auf SWR-Anfrage mit, es gebe zwar keinen "Notfallplan Hitze", jedoch generelle Pläne, wie die Verwaltung bei außergewöhnlichen Lagen handlungsfähig bleibe. Diese seien aber nicht auf Hitze konzentriert. Feuerwehr und Forstamt hätten die Lage in den Wäldern im Blick.

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Bepflanzung gegen Hitze

Auch beim Städtebau spielt das Thema Hitze mittlerweile eine größere Rolle. In Stuttgart soll die begrünte Fassade der Calwer Passage zeigen, wie Stadthäuser für etwas Abkühlung zwischen Asphalt und Beton sorgen könnten. In Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) versuchen die Verantwortlichen ebenfalls, die Stadt langfristig kühler zu bekommen. Ein konkreter Plan sei in diesem Zuge 440 neue Bäume in der Kernstadt zu pflanzen, um Schatten zu generieren. Zudem sollen 40.000 Quadratmeter Asphaltfläche entsiegelt werden, sodass die zusätzliche Aufheizung unterbunden werde, so Stadtsprecher Carsten Müller.

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Zahl Hitzeaktionspläne in BW überschaubar

In Baden-Württemberg ist die Zahl der Hitzeaktionspläne bei Städten und Gemeinden überschaubar. Es gibt allerdings keine habhafte Statistik darüber, welche Kommunen bereits mit einem solchen Vorsorgeplan arbeiten. Kommunale Hitzeaktionspläne müssen nirgendwo angemeldet werden, deshalb gibt es keine verlässlichen Zahlen. In einer Antwort auf eine Landtagsanfrage nennt das Gesundheitsministerium neben Mannheim auch Karlsruhe, Freiburg, den Zollernalbkreis und den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit fertigen oder geplanten Hitzeaktionsplänen. Auch der Gemeindetag Baden-Württemberg hat keine weitergehenden Daten.

Kommunale Hitzeaktionspläne sind bislang freiwillig. Das Land unterstütze hier nur, so das baden-württembergische Gesundheitsministerium. Die bislang ergriffenen Maßnahmen werden in der Landtagsanfrage als "weiter ausbaufähig" gesehen.

Bundesweiter Hitzeschutzplan gefordert

Ärztepräsident Klaus Reinhardt forderte am Montag einen nationalen Hitzeschutzplan. "Hitzewellen werden immer häufiger und extremer. Darauf müssen wir uns vorbereiten", mahnte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Auch der Ärzteverband Marburger Bund will mehr Vorsorge durch die Politik, um etwa Pflegeheime oder Krankenhäuser besser auf Hitzewellen einstellen zu können.

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