Vor zwei Jahren hat das Ehepaar Irma und Christian Galeazzi, ursprünglich aus Boppard in Rheinland-Pfalz, zwei der insgesamt drei erhaltenen Creglinger Stadttürme gepachtet, saniert und bietet sie nun als außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit an. Beide ziehen ein positives Fazit - in den Hauptferienzeiten seien die Zimmer sogar schon bis weit in 2024 ausgebucht. Die Pächter überlegen jetzt, das Konzept auszuweiten - und andere historische Gebäude in der Stadt umzufunktionieren.
Viele Stufen für außergewöhnliches Wohnerlebnis
Zugegeben: Wer hier Urlaub machen will, muss gut im Treppensteigen sein. Denn sowohl im Creglinger Schlosserturm als auch ein paar hundert Meter weiter im Tauberturm, geht es erstmal viele Stufen nach oben. Doch das Wohnerlebnis entschädigt für alles – so ging es auch Eike Scholz-Janotte, der mit seiner Familie für eine Woche den Schlosserturm gebucht hat. Er findet besonders den Widerspruch aus der alten Fachwerkfassade und der modernen Inneneinrichtung - denn vor zwei jahren wurde der Turm komplett renoviert.
"Wann hat man die Chance, mal in so einem alten Gemäuer zu wohnen, wo man als Kind immer sagt: Ich möchte gern mal einen Turm wohnen oder irgendwie mitten in einer Burg oder ähnlich?"
Einbrichtung der Türme war einer Herausforderung
Zwei Jahre nach der Neueröffnung seien die Türme sehr gut gebucht, berichtet Pächter Christian Galeazzi. Er und seine Frau Irma haben 2018 einen alten Bauernhof oben über Creglingen gekauft und zur Pension umgebaut. Zu den Hoteltürmen kamen sie zwei Jahre später dann eher zufällig - der Bürgermeister sprach sie an, ob sie die Türme, die früher schon einmal eine Gästeunterkunft waren, nicht noch "dazunehmen" wollten.
Die Galeazzis wollten, mussten die Türme aber erst einmal komplett renovieren. Doch das war nicht die einzige Herausforderung. Denn da die Stockwerke nur wenig Grundfläche haben und die Treppenhäuser dazu noch sehr eng sind, passen längst nicht alle Möbel in die Zimmer.
"Wir hatten einen alten Schrank, den mussten wir in die Turmspitze bringen. Dafür mussten wir ein Geländer herausnehmen, damit man den überhaupt hier hoch bekam."
Kreativität ist die oberste Direktive bei der Einrichtung. Im Tauberturm, mitten im Stadtzentrum, gibt es ein Stockwerk mit Doppelbett, eines mit Koch- und Essbereich, ein drittes ist das das Wohnzimmer mit Schlafcouch. Und in einer kleinen, gut einen Meter hohen Nische zwischen dem Erdgeschoss mit dem Bad und dem ersten Stock findet sogar noch eine Matratze Platz – ein Renner bei den kleinen Gästen.




Pächter können sich Ausweitung des Konzepts vorstellen
Weil die Türme erfolgreich laufen, kann sich Christian Galeazzi vorstellen, noch weitere historische Gebäude im Stadtkern zu übernehmen, um sie zu außergewöhnlichen Unterkünften umzufunktionieren. Die einzige Voraussetzung: Der Denkmalschutz darf keine zu großen Einschränkungen machen und die Gebäude müssen das "gewisse Etwas" haben. Wie die Türme.
"Es muss schon ein Objekt sein, das wie die Türme aus dem Mainstream heraussticht."