In den Handwerksbetrieben ist zu Ausbildungsbeginn die Stimmung unterschiedlich. Grund ist unter anderem der Lehrlingsmangel. Besonders schwer geplagt seien die Metzgereien, sagt Harald Hohl, der Obermeister von der Fleischer-Innung Heilbronn-Hohenlohe-Schwäbisch Hall. Es fällt den Metzgereien außerdem schwer, die Lücke zu schließen, auch Verkäuferinnen und Metzger auf dem Arbeitsmarkt würden fehlen.
"Wir kriegen keine Lehrlinge, die sind irgendwie wie ausgestorben. Es sieht sehr, sehr schlecht aus für unsere Branche."
Eigentlich wieder mehr Kontakt zu Interessierten
In diesem Jahr war es wieder besser möglich auf junge Leute zuzugehen, nachdem die Corona-Maßnahmen in den letzten Jahren gerade bei Ausbildungsmessen einen Strich durch die Rechnung gezogen hatten. Dennoch habe es nicht geholfen, dass man auf viele Menschen zugegangen sei, so Hohl weiter.

Er sagt, wenn die Lehrlinge jetzt fehlen, sieht es auch dramatisch mit der Zukunft aus. Er fragt sich, wer die Betriebe einmal übernehmen soll.
Mehr Geld helfe nicht
Was also tun? Um junge Leute anzulocken, brauche es gute Bezahlung. Die würde es in der Branche eigentlich geben - aber auch das helfe nicht. Hohl sagt, viele junge Menschen wollen lieber Abitur machen und anschließend studieren.
Bei den Bäckereien Lage etwas entspannter
Für Bernhard Kuhn, Obermeister von der Bäckerinnung Heilbronn, ist die Lage zumindest nicht dramatisch. Dennoch: sie könnten deutlich mehr Menschen ausbilden, als sie es tun. Sowohl im Verkauf als auch in der Backstube.
"Es herrscht ein Lehrlingsmangel, wir kämpfen um jeden Lehrling, den wir kriegen können und sind froh über jeden. Aber wie in allen anderen Berufen auch, können wir die Lehrstelle nicht alle besetzen."
Im Gegensatz zu den Metzgern finde er aber durchaus Fachkräfte, Gesellen und Aushilfen, um die Personallücke zu schließen.
Tagbetrieb als Anreiz
Nach den ersten beiden Corona-Jahren hätten jetzt manche Bäckereien wieder etwas Zulauf, was die Lehrlinge angeht. Um den Bäckerberuf attraktiver zu gestalten, setzen viele Betriebe auf Tagbetrieb. Bei größeren Betrieben sei es auch einfacher einzurichten, dass Auszubildende erst gegen 6 Uhr erscheinen müssen. Eine frühere Anreise sei für viele Jugendliche unmöglich.
Kuhn setzt auf Praktika
Kuhn kann nachvollziehen, dass Eltern das Beste für ihre Kinder wollen. Das müsse aber nicht immer ein Studium sein. Er schlägt vor, dass junge Leute doch erst einmal ein Praktikum zum Beispiel in der Bäckerei machen sollten. Danach könne man sich immer noch dagegen entscheiden.
Weniger Ausbildungsverträge insgesamt
Auch insgesamt werden in der Region Heilbronn-Franken weniger Lehrlinge im Handwerk ihre Ausbildung beginnen als im vergangenen Jahr. 1.325 neu eingetragene Lehrverträge gibt es laut Handwerkskammer Heilbronn-Franken, das sei ein Minus von 4,9 % im Vergleich zum Vorjahr.