In Deutschland sollen erneuerbare Energiequellen stark ausgebaut werden. Vor allem Windräder stehen jedoch immer wieder in der Kritik: zu laut, zu hässlich oder sie seien eine Gefahr für Vögel. In Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) stehen fünf Windräder und zwei weitere sollen gebaut werden, so Bürgermeister Frank Harsch (CDU). Aber bereits bei den vorhandenen Windrädern gibt es Probleme.
Bürgermeister kritisiert NABU
Harsch übt vor allem am Naturschutzbund Deutschland (NABU) scharfe Kritik. Sie würden den Windkraftausbau in der Gemeinde behindern.
"Problem sind weniger die Menschen, der Gemeinderat, die Gesellschaft, sondern der Artenschutz, speziell der NABU."
Doch der NABU wehrt sich. Er befürworte Windenergie, sagt der Landesvorsitzende Johannes Enssle. Die Windkraftanlage Orlach 6 in Braunsbach sei jedoch die Ausnahme und gefährde unter anderem den Rotmilan. Deshalb sei die Betriebszeit einer Windkraftanlage stark eingeschränkt.
"Es handelt sich aus unserer Sicht um ein Windrad, das gar nicht hätte gebaut werden dürfen."
Schon vor dem Bau der Anlage habe der NABU Widerspruch eingelegt, trotzdem sei gebaut worden. Nach mehreren Verfahren darf die Windkraftanlage jetzt nur eingeschränkt zu bestimmten Jahres- und Nachtzeiten betrieben werden. Aktuell läuft noch ein Verfahren, in dem geklärt werden soll, ob der Betrieb im Herbst zulässig ist. Der Betreiber, die ZEAG Energie AG, möchte zu laufenden Gesprächen vorerst nichts sagen, teilt das Unternehmen auf SWR-Anfrage mit.

NABU sieht sich nicht als Windkraftverhinderer
Enssle fordert einen deutlich schnelleren Windkraftausbau, die langen Verwaltungsprozesse müssten beschleunigt werden. Auch die Widersprüche des NABU seien teilweise viele Monate nicht zu einem Ergebnis gekommen, was den gesamten Prozess verzögert hat.
Und der NABU sei kein "Verhinderer", dieses Windrad in Braunsbach sei der einzige Fall, gegen den der NABU Landesverband geklagt habe, so Enssle. Viel häufiger seien Einsprüche und Klagen von Privatpersonen oder Bürgerinitiativen der Grund für Verzögerungen.
"Wir fordern eine Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie. Aber es muss naturverträglich passieren. […] Gerade im Fall Braunsbach wurde der Standort nicht gut gewählt."
Expertise vor Ort führt zu Prozess
Zum Bau der Windkraftanlage ist es 2016 gekommen, weil im Genehmigungsverfahren keine verhindernden Gründe genannt wurden. Erst durch die Arbeit der Naturschützer vor Ort, darunter Dieter Bock von der NABU-Ortsgruppe Schwäbisch Hall, ist das Projekt Windkraftanlage Orlach 6 ins Wanken geraten.
Die NABU-Mitglieder haben durch eigene Dokumentationen nachgewiesen, dass das zuvor durchgeführte Gutachten nicht den Bedingungen vor Ort entspricht und "kollisionsgefährdete Greifvogelarten in unmittelbarer Nähe der Anlage brüten, darunter auch der Rotmilan", wie es vom NABU heißt. Diese Dokumentation sei auch vor Gericht akzeptiert worden, weshalb jetzt nur eine stark eingeschränkte Betriebserlaubnis gilt.
NABU an Kartierung beteiligt
Um den Ausbau der Windenergie zu beschleunigen, aber in möglichst gutem Einklang mit der Natur, sei der NABU an einer in Kürze erscheinenden Kartierung beteiligt, so Enssle. Darin seien ungünstige Orte markiert, um schneller günstige Bauorte für Windkraftanlagen zu finden. Die Karte soll in Kürze von der Landesregierung veröffentlicht werden.