Die Menschen in Deutschland haben im vergangenen Jahr so wenig Milch getrunken, wie seit mehr als 30 Jahren nicht mehr. Schon deshalb sei der Weltmilchtag am Donnerstag besonders wichtig, sagte der Deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied aus Eberstadt (Kreis Heilbronn) dem SWR, nämlich, um das Lebensmittel Milch wieder in den Fokus zu rücken.
Rukwied: "Milch gehört täglich auf den Tisch"
Milch gehöre täglich auf den Tisch und insbesondere auch Milchprodukte wie Joghurt, Butter oder Käse, so Rukwied weiter.
Doch der Milchkonsum pro Kopf lag im vergangenen Jahr nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bei 46,1 Kilogramm. Das entspricht einem Rückgang von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei Butter und Käse gehe es weiter bergab. Ein Grund könnte der Boom bei pflanzlichen Alternativen sein.
Roboter und über hundert Kühe auf dem Lindachhof in Calw-Stammheim
Auf dem Lindachhof in Calw-Stammheim leben über hundert Kühe. Bei einem Pressetermin können sich Besucherinnen und Besucher am internationalen Tag der Milch über den Hof und die Tiere informieren. Auch die Melk- und Reinigungsroboter sind anzuschauen. Dass eine kleine Gruppe der Tierschutzorganisation PETA vor Ort gegen die Milchviehhaltung protestiert, kann Landwirt Benjamin Blaich nicht nachvollziehen. "Den Kühen im Stall geht es sicherlich besser als vielen Millionen Menschen auf der Welt", sagt er.
Rainer Riedel: Einer der letzten Milchbauern im Weinsberger Tal
Die Zahl der Milchbäuerinnen und Milchbauern geht immer weiter zurück. In Deutschland gibt es nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung rund 53.000 Betriebe und im Durchschnitt hat so ein Betrieb 72 Tiere. Einer der letzten Milchbauern im Weinsberger Tal (Kreis Heilbronn) ist Rainer Riedel. Er liegt mit seinen 80 Tieren über dem Durchschnitt.
Schmerzgrenze beim Milchpreis bald erreicht
Hauptaugenmerk liegt bei Rainer Riedel auf dem Milchpreis. Und da war er vor einem halben Jahr noch zufriedener als momentan. Da konnte er seit 30 Jahren erstmals sagen, dass er mit seiner Milchproduktion Geld verdient habe, obwohl das Kraftfutter so teuer war.
Im Moment sei es so, dass der Milchpreis jeden Monat drei bis vier Cent abstürze. Bald sei die Schmerzgrenze mit 45 Cent pro Liter Milch erreicht, so Riedel weiter. Er ist froh, dass sein Stall bereits abbezahlt ist.
Internationaler Tag der Milch
Der Internationale Tag der Milch wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband 1958 ins Leben gerufen. Er wird in mehr als 30 Ländern veranstaltet.
Alternativen zur Kuhmilch
Milch hat die weniger guten gesättigten Fettsäuren, Pflanzendrinks dagegen die gesünderen ungesättigten Fettsäuren. Beim Eiweiß empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung mehr auf Pflanzliches zu setzen. Da können Drinks aus Soja, Lupinen oder Erbsen punkten.
Pflanzendrinks enthalten oft mehr Zucker und sie sind auch eher mit Aromen oder anderen Zusatzstoffen aufgepeppt, damit sie uns besser schmecken. Bei den Kalorien schneidet der Soja- (36 kcal) oder Haferdrink (39 kcal) auch nicht viel besser als die Milch (47 kcal) ab.
Folgen für die Umwelt
Ein Liter Kuhmilch braucht in der Herstellung viel Wasser und Energie, da haben Pflanzendrinks die bessere Ökobilanz. Allerdings nicht alle, Reis verbraucht beim Anbau viel Wasser. Mandeln, Cashewkerne und Kokosnüsse kommen von weit her, der Transport macht schon ein Viertel der Gesamtbelastung bei solchen Ökobilanzen aus.
Richtig umweltfreundlich ist der Pflanzendrink, wenn die Zutaten in der Umgebung angebaut werden können, wie zum Beispiel Dinkel, Hanf oder Erbsen. Hafer hat ebenfalls kurze Transportwege und verbraucht wenig Wasser. Haferdrinks belasten laut Studien das Klima 70 Prozent weniger als Kuhmilch.