Am Samstag war ein Patient aus dem offenen Maßregelvollzug des Zentrums für Psychiatrie entwichen, bereits Mitte September waren vier Männer aus der geschlossenen Abteilung geflohen. In beiden Fällen haben offenbar die Kommunikationswege und -ketten nicht so funktioniert, wie sie eigentlich sollten. Jedenfalls fühlte sich Bürgermeister Stefan Thoma (parteilos) nicht ausreichend informiert.
Stadtverwaltung will schnell über Ausbrüche aus Maßregelvollzug informiert werden
Der Bürgermeister hatte kritisiert, dass die Stadt erst spät über die Entweichung der insgesamt fünf Männer aus dem Maßregelvollzug informiert worden sei. In einem ersten Gespräch mit Polizeipräsident Hans Becker seien jedoch Missverständnisse ausgeräumt worden.
"Der Kommunikationsfluss mit der Polizei ist normalerweise sehr gut (...). Insofern hat mich das auch etwas irritiert, dass es in den letzten zwei Fällen zu weniger guten Informationen gekommen ist. (...) Wir sind da gemeinsam der Meinung, dass es hier in den letzten zwei Fällen zu Missverständnissen kam."
Die Stadt Weinsberg, das Polizeipräsidium Heilbronn und das Zentrum für Psychiatrie in Weinsberg (Kreis Heilbronn) wollen entstandene Irritationen kommende Woche am runden Tisch "Maßregelvollzug" besprechen. Diese Einrichtung besteht seit Jahren und tritt bei Bedarf zusammen.

Bürgermeister ärgert sich über negative Schlagzeilen
Ausbrüche aus der geschlossenen Abteilung seien sehr seltene Ereignisse, betonte Bürgermeister Thoma. In seiner über 16-jährigen Amtszeit sei der Ausbruch der vier Straftäter Mitte September der erste Fall gewesen. Entweichungen aus der offenen Station des Maßregelvollzugs, wie am 9. Oktober, seien damit überhaupt nicht vergleichbar. Die negativen Schlagzeilen ärgern ihn:
"In anderen Einrichtungen des Maßregelvollzugs gibt es auch Entweichungen - da redet kein Mensch davon. In Weinsberg wird besonders hingeschaut - das wird dem guten Ruf des Klinikums am Weissenhof nicht gerecht."
Unruhe in der Weinsberger Bevölkerung wegen der geflüchteten oder entwichenen Patienten spüre Thoma nicht: Die Bevölkerung sei sensibilisiert. Man kenne das Thema, daher reagiere man mit Augenmaß, kritisch aber konstruktiv, so der Bürgermeister.